Vatikan weist Vorwürfe der irischen Regierung zurück

Ermittlungen "in keiner Weise" beeinflusst

Der Vatikan hat Vorwürfe der irischen Regierung zurückgewiesen, die Aufklärung von sexuellem Missbrauch zu behindern. Die Ermittlungen in der Diözese Cloyne seien "in keiner Weise" beeinflusst worden, heißt es in einem Schreiben an die irische Regierung.

 (DR)

Der Vatikan habe zu keiner Zeit versucht, das irische Recht zu unterlaufen oder die staatlichen Stellen an der Ausübung ihrer Pflichten zu hindern.



Verständnis für die Wut der Opfer sexuellen Missbrauchs

Das Dokument bekundet zugleich Verständnis für die Wut der Opfer sexuellen Missbrauchs und ihrer Familien über das frühere Verhalten der irischen Kirche. Der Primas von Irland, Kardinal Sean Brady, begrüßte das Schreiben als Beleg dafür, dass der Heilige Stuhl mit der Frage ehrlich und fair umgehe.



Der Vatikan äußerte sein Befremden über die Anschuldigungen von Ministerpräsident Enda Kenny vor dem irischen Unterhaus.



Vatikan: Ermittlungen nicht behindert

Insbesondere der Vorwurf, der Heilige Stuhl habe Ermittlungen in einem souveränen, demokratischen Staat behindert, sei "unbegründet". Die Untersuchungsberichte über Missbrauchsfälle, die als Beleg für diese Behauptung herangezogen würden, enthielten keinerlei Beleg dafür, dass der Vatikan sich in die inneren Angelegenheiten des irischen Staates eingemischt habe. Auch eine Beteiligung an den unmittelbaren Reaktionen der Diözesen und Orden auf die Missbrauchsfälle ergebe sich aus den Berichten nicht.



Das 32-seitige Antwort auf eine Anfrage der irischen Regierung wurde am Samstag vom stellvertretenden vatikanischen Außenminister, Untersekretär Ettore Balestrero, einer Mitarbeiterin der irischen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom übergeben. Kardinal Brady wertete es in einer Presseerklärung als Beleg für die Bereitschaft des Vatikan, "diese Angelegenheit ehrlich, fair und mit Bedacht zu behandeln". Es werde dazu beitragen, die Wunden der Vergangenheit zu heilen und alle Beteiligten im Kampf für den Schutz von Kindern näher zusammenzubringen.



Cloyne-Report sorgte für Schlagzeilen

Die jüngste Krise im Verhältnis zwischen Dublin und Rom begann nach der Veröffentlichung eines Reports über den Umgang kirchlicher und staatlicher Stellen mit Missbrauchsfällen im Bistum Cloyne. Am 20. Juli griff Ministerpräsident Enda Kenny den Vatikan in der Parlamentsrede scharf an. Unter anderem warf er dem Vatikan vor, er habe noch bis 2008 die Verfolgung von Straftaten in Irland ins Leere laufen lassen. Man habe das "Vergewaltigen und Foltern von Kindern heruntergespielt", um den Ruf der Institution zu retten.



Im Cloyne-Report werden Beschuldigungen gegen 19 Geistliche untersucht, die zwischen 1996 und 2009 vorgebracht wurden. Bis auf zwei Fälle handelte es sich um "historische" Vorgänge aus den Jahren 1930 bis 1990. Die 1996 erstmals beschlossenen Missbrauchs-Richtlinien der irischen Bischöfe bewertet der Report positiv. Dem Vatikan wirft er vor, er habe noch 1997 diese strengen Richtlinien als kirchenrechtswidrig bezeichnet und damit die Aufklärung behindert.