Vatikan war über Abwesenheit Erdogans informiert - mehr zur Türkei-Reise im domradio-Dossier

Papst verpasst Ministerpräsident

Der Vatikan ist Presseberichten entgegengetreten, der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe sich bewusst gegen ein Treffen mit Papst Benedikt XVI. entschieden. Der Heilige Stuhl sei schon bei den Vorbereitungen der Papstreise über die Terminüberschneidung mit dem Nato-Gipfel im lettischen Riga informiert worden, teilte der Vatikan am Donnerstag mit.

 (DR)

Der Vatikan ist Presseberichten entgegengetreten, der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe sich bewusst gegen ein Treffen mit Papst Benedikt XVI. entschieden. Der Heilige Stuhl sei schon bei den Vorbereitungen der Papstreise über die Terminüberschneidung mit dem Nato-Gipfel im lettischen Riga informiert worden, teilte der Vatikan am Donnerstag mit. Der türkische Ministerpräsident habe versucht, ein Gespräch mit dem Papst zu ermöglichen, den Termin aber nicht garantieren können. - Mehr zur Papst-Reise Ende November im domradio-Dossier.

Italienische Medien sprechen von "Papst-Brüskierung"
Der Besuch des Papstes in der Türkei findet vom 28. November bis zum 1. Dezember statt. Der Nato-Gipfel tagt am 28. und 29. November. Zuvor hatte die türkische Botschaft in Italien erklärt, ein Gespräch zwischen Benedikt XVI. und Erdogan sei offiziell nicht vorgesehen. Italienische Medien hatten dies als Brüskierung des katholischen Kirchenoberhaupts gewertet.

Vatikansprecher Federico Lombardi wies dagegen in der Tageszeitung "La Repubblica" (Donnerstag) darauf hin, dass der Papst nicht mit sämtlichen Autoritäten der Türkei zusammentreffen müsse. Eine Begegnung zwischen Erdogan und Benedikt XVI. sei vom Vatikan auch nie angekündigt worden, betonte Lombardi. Das genaue Besuchsprogramm werde "vielleicht in der nächsten Woche" bekannt gegeben.

Türkischer Bischof: "Verpasste Chance"
Enttäuscht äußerten sich hingegen Repräsentanten der katholischen Kirche in der Türkei. Bischof Luigi Padovese, Apostolischer Vikar für Anatolien, sprach in der Tageszeitung "La Stampa" (Donnerstag) von einer "verpassten Chance" für Fortschritte im Gespräch zwischen Kirche und türkischem Staat. Er sei jedoch sicher, dass die übrigen Autoritäten dem Papst bei seinem Besuch mit einer positiven Haltung begegneten, so Padovese.

Der Vorsitzende der Türkischen Bischofskonferenz Ruggero Franceschini bezeichnete laut Medienberichten den Ausfall des Treffens mit Erdogan als "eine neue Schwierigkeit in einer schon schwierigen Situation". Er bezweifelte, dass der Nato-Gipfel der eigentliche Grund für die Abwesenheit des Ministerpräsidenten sei. Angesichts der bevorstehenden Wahlen nehme Erdogan womöglich Rücksicht auf "Extremisten der Rechten und der Linken, die gegen Wege des Dialogs sind".