Vatikan und Lutherischer Weltbund

Meilenstein im Dialog

Wenn Papst Franziskus am 31. Oktober in Schweden ist, dann wird eine Premie stattfinden:

Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes vor einer Pilgerfahne / © Peter Endig (dpa)
Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes vor einer Pilgerfahne / © Peter Endig ( dpa )

Gemeinsam werden das Oberhaupt der katholischen Kirche und Vertreter des Lutherischen Weltbundes in einem ökumenischen Gebet der Reformation gedenken. Aus Sicht des Vatikan und des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist das gemeinsame Reformationsgedenken von Papst Franziskus mit Spitzenvertretern des LWB in Schweden ein "Meilenstein" in der Geschichte. Die Zeremonie zum 500. Jahrestag der Reformation sei "Ausdruck der in 50 Jahren des internationalen katholisch-lutherischen Dialogs erzielten Fortschritte", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des LWB-Generalsekretärs Martin Junge und des vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen Kardinal Kurt Koch, die die vatikanische Zeitung "Osservatore Romano" (Samstagsausgabe) in italienischer Übersetzung veröffentlichte.

Koch und Junge sprechen sich darin dafür aus, Dialog zu pflegen, Konflikte hinter sich zu lassen und "zur Gemeinschaft zu kommen". Sie plädieren zudem dafür, Hass und Gewalt, auch religiös motivierter Art, energisch zurückzuweisen.

Premiere eines gemeinsamen Gedenkens

Am 31. Oktober wird Papst Franziskus gemeinsam mit dem LWB-Präsidenten, Bischof Munib Younan, und LWB-Generalsekretär Junge an einem "gemeinsamen ökumenischen Gebet" in der lutherischen Kathedrale von Lund teilnehmen. Koch und Junge heben hervor, dass damit erstmals in der Geschichte Katholiken und Lutheraner auf der Weltebene gemeinsam an die Reformation erinnerten. Bisherige "Jahrhundertfeiern aus Anlass von Reformationsjubiläen" seien "Anlass zu Polemik und Konfrontationen zwischen beiden Konfessionen" gewesen.

"Es war nie Luthers Absicht gewesen, eine neue Kirche zu gründen", sind der Generalsekretär des LWB und der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen überzeugt. Die "weitere Entwicklung" habe letztlich zu einer "Spaltung der westlichen Christenheit, zu Konflikten und Gewalt" geführt, die bis heute spürbar seien. Der in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) begonnene Dialog habe viele Differenzen überwunden und "die gemeinsame Überzeugung bestätigt, dass KatholikInnen und LutheranerInnen mehr eint als trennt".

Dokument ist theologische Basis

Koch und Junge würdigen zudem die 1999 von LWB und der katholischen Kirche unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. So sei die "spaltende Wirkung des im 16. Jahrhunderts wesentlichen Streitpunktes" überwunden worden. Das Dokument bilde die theologische Grundlage für die "Gemeinsame Gedenkfeier" in Schweden.

Die Zeremonie unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung" umfasst laut dem Artikel drei wichtige Elemente: Buße für das "gewaltige Leid" infolge der Religionskriege im 16. und 17. Jahrhundert in Europa, Dank für die "besonderen Gaben, die die Reformation gebracht hat" und die Verpflichtung zum gemeinsamen Zeugnis. Auch wenn Katholiken und Lutheraner noch auf der Suche nach Einheit seien, könnten sie gemeinsam durch Hilfe für Bedürftige den Glauben bezeugen. Diese drei Punkte seien auch in einer Gemeinsamen Erklärung, die Papst Franziskus und Bischof Munib Younan in Schweden unterzeichnen wollten, zentral.

 

Franziskus beim Besuch der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom / © Angelo Carconi (dpa)
Franziskus beim Besuch der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom / © Angelo Carconi ( dpa )
Quelle:
KNA