Vatikan-Sternwarte bekommt eine neue Leitung

Blick in den Himmel

Schöpfung und Urknall sind kein Widerspruch. Seit Jahrhunderten lassen Päpste durch den Jesuitenorden Himmelsforschung betreiben. An der Spitze des Vatikan-Observatoriums in den Albaner Bergen gibt es nun einen Personalwechsel.

Vatikanische Sternwarte / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Vatikanische Sternwarte / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der indische Astronom und Ordensmann Richard D'Souza übernimmt die Leitung der traditionsreichen vatikanischen Sternwarte. 

Papst Leo XIV. ernannte den 1978 geborenen Wissenschaftler mit dem Forschungsschwerpunkt Entstehung und Entwicklung von Galaxien am Donnerstag zum Nachfolger des US-amerikanischen Jesuiten Guy Consolmagno, der das Observatorium zehn Jahre leitete und weiter für es tätig sein wird.

Papst Leo XIV. empfängt Guy Consolmagno, Direktor der Vatikanischen Sternwarte, am 16. Juni 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. empfängt Guy Consolmagno, Direktor der Vatikanischen Sternwarte, am 16. Juni 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der aus dem westindischen Bundesstaat Goa stammende D'Souza wuchs in Kuwait und Indien auf und studierte zunächst in seinem Heimatland.

Seinen Master in Physik erwarb er in Heidelberg, später wurde er an der Ludwig-Maximilian-Universität in München in Astronomie promoviert. In den Jesuitenorden trat D'Souza 1996 ein. Mitglieder dieses Ordens beobachten dem 16. Jahrhundert im päpstlichen Auftrag den Himmel.

Älteste Einrichtung ihrer Art

Die heute im Park der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen gelegene Sternwarte zählt zu den weltweit ältesten Einrichtungen ihrer Art. Der Kalenderreformator Papst Gregor XIII. (1572-1585) beauftragte 1582 erstmals Jesuiten mit der Himmelsforschung. Offiziell wurde die Sternwarte 1891 von Leo XIII. (1878-1903) gegründet.

Papst Leo XIV. besucht am 20. Juli 2025 die Vatikan-Sternwarte in Castel Gandolfo (Italien). / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. besucht am 20. Juli 2025 die Vatikan-Sternwarte in Castel Gandolfo (Italien). / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Wegen der Lichtverschmutzung in Rom findet ein großer Teil der Beobachtungen heute in einem Observatorium auf dem 3.270 Meter hohen Mount Graham in Arizona statt. Das Forschungszentrum in den USA ist heute eines der weltweit größten und modernsten. Doch können die Vatikan-Astronomen den Himmel seit 2024 auch wieder von ihrem historischen Hauptsitz in Castel Gandolfo aus beobachten: Das Teleskop in Arizona ist dank eines automatischen Steuerungssystem auch aus der Ferne nutzbar.

Papst Leo XIV., studierter Mathematiker, zeigte in den ersten Wochen seiner Amtszeit persönliches Interesse an astronomischer Forschung.

Vor zwei Wochen besuchte er die Sternwarte in Castel Gandolfo. Später telefonierte er mit Apollo-11-Astronaut Buzz Aldrin (95), der 1969 als zweiter Mensch nach Neil Armstrong (1930-2012) den Mond betrat.

Internetseite der Vatikanischen Sternwarte

Das Observatorium, dessen Ursprünge bis 1582 zurückreichen, präsentiert online seine Geschichte und Forschungstätigkeit an den Standorten in Castel Gandolfo bei Rom und in Arizona. Weiter umfasst das Angebot eine Artikel-Datenbank zu Wissenschaft und Glaube, einen Pressespiegel, Informationen für Wissenschaftler, einen Podcast sowie diverse Kalender für astronomische und akademische Ereignisse. Ein Online-Shop bietet Merchandising-Artikel mit dem Logo der päpstlichen Einrichtung, die von Wissenschaftlern aus dem Jesuitenorden betrieben wird. (kna/07.04.2021)

Teleskop und Sternenhimmel / © paulista (shutterstock)
Quelle:
KNA