Vatikan präsentiert christlichen Finanzleitfaden

Gutes Gewissen, statt Maximalrendite

Der Vatikan appelliert an Investoren, ethische Grundsätze zu beachten. Mit dem Leitfaden "Mensuram Bonam" sollen Gläubige Profit optimieren statt maximieren. Kardinal Turkson will Investments ohne Konflikte und Umweltschäden.

Symbolbild Geldinvestitionen / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Symbolbild Geldinvestitionen / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Der Präsident der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, Kardinal Peter Turkson, ruft Kapitalanleger dazu auf, sich von christlichen Grundsätzen leiten zu lassen. Es widerspreche der christlichen Berufung, Gutes zu tun, wenn Investments zu Spaltung, Chaos, Konflikten und ökologischen Schäden führten, sagte er am Dienstag in Köln. "Der Zweck ist nicht die Maximierung, sondern die Optimierung von Profit", erklärte Turkson.

Der Kardinal stellte in Köln das Vatikan-Dokument "Mensuram Bonam" (Das gute Maß) in deutscher Übersetzung vor. Die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften hatte das gut 50-seitige Papier erstellt und wertet es als "glaubensbasierten Maßstab für katholische Kapitalanleger" und "Aufruf zum Handeln". Ziel des Leitfadens sei es, dass Menschen sich von ihrem Glauben begleiten lassen können, wenn es um Investitionen gehe, so Turkson.

"Eindeutige Antworten gibt es nicht" 

Der Geistliche aus Ghana verwies auf die Vielzahl von Beziehungen, in denen Geschäftsleute stehen. "Dementsprechend sollte unsere christliche Berufung als Geschäftsleute und Kapitalanleger uns dazu führen, all diese Beziehungen gemeinsam zu verbessern und auf ganzheitliche Weise Gutes zu tun." Eindeutige und klare Antworten gebe es jedoch nicht immer. Zudem existierten in verschiedenen Ländern unterschiedliche Kulturen von Investitionen. Strategien und Ergebnisse von Geldanlagen könnten daher vielfältig sein.

"Mensuram bonam" wurde erstmals Ende November 2022 veröffentlicht. Es zitiert mehrfach aus anderen kirchlichen Dokumenten zum Thema: So hatten die Bischofskonferenzen der USA (1986), Österreichs (2018), Italiens (2020) und Deutschlands (2015 und 2021 zusammen mit dem Zentralkomitee der Katholiken) ähnliche Leitfäden vorgelegt. Aktuelle Bezüge ergeben sich im Hinblick auf den Ukraine-Krieg und die Diskussionen um das Lieferkettengesetz.

Deutsche Übersetzung als Buch erschienen 

Die deutsche Übersetzung von "Mensuram bonam" erscheint auch in einem Buch, zu dem Experten begleitende Aufsätze verfasst haben. Gefördert wurde das Projekt von der deutschen Sektion der Stiftung "Centesimus annus pro Pontifice", die sich für die Anliegen der katholischen Soziallehre einsetzt.

Finanzen im Vatikan

Als zentrale Leitungsbehörde einer weltweiten Organisation sowie als Träger karitativer Einrichtungen hat der Heilige Stuhl hohe laufende Kosten, die meisten davon für Personal. Die Einnahmen kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen.

Dazu zählen im Vatikan die Gewinne der Vatikanbank IOR aus Gebühren und Zinsen sowie die an den Heiligen Stuhl abgeführten Gewinne des Vatikanstaates, etwa aus Eintrittsgeldern oder dem Verkauf von Briefmarken.

Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA