Vatikan legt bei Bischofswahl Wert auf weitere Aspekte

Einstellung zum Priesteramt wird abgefragt

Das Thema Missbrauch spielt bei der Ernennung neuer Bischöfe für den Vatikan nun offenbar eine größere Rolle. Das zeigt ein Fragebogen, mit dem Erzbischof Nikola Eterovic Informationen über mögliche Bischofskandidaten einholen kann.

Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" veröffentlichte am Donnerstag einen Fragebogen. Demnach sollen die Befragten dem Botschafter des Papstes in Deutschland Auskunft geben, ob der Kandidat mit Fällen von Kindesmissbrauch bislang "angemessen und gerecht" umgegangen ist.

Erzbischof Nikola Eterovic / © Gordon Welters (KNA)
Erzbischof Nikola Eterovic / © Gordon Welters ( KNA )

In einem ähnlichen Fragebogen, den die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" 2001 veröffentlichte, kam dieser Aspekt nicht vor.

Einstellung der Kandidaten zum Priesteramt

Die Fragebögen weisen weitere Unterschiede auf. So will der Vatikan wissen, ob die Kandidaten Ordensschwestern mit Wertschätzung behandeln und ob sie Verhaltensweisen an den Tag legen, die zu "einem Ärgernis oder Skandal" führen könnten. Beide Auskünfte wurden 2001 nicht verlangt.

Behandelt wird auch die Einstellung der Kandidaten zum Priesteramt, zur Priesterweihe der Frauen, zur Ehe und zur kirchlichen Sexualethik. 2001 - also während der Amtszeit von Papst Johannes Paul II. - wollte der Vatikan jedoch zusätzlich wissen, wie die Männer zur Enzyklika "Humanae Vitae" stehen.

 Priester hält eine Hostienschale
 / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Priester hält eine Hostienschale / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

In diesem Lehrschreiben von 1968 kritisierte Papst Paul VI. unter anderem künstliche Verhütungsmittel als moralisch verwerflich. In der aktuellen Liste fehlt der ausdrückliche Bezug zu "Humanae Vitae".

Angaben zum Erscheinungsbild der Kandidaten

Heute wie vor 20 Jahren sollen die Befragten neben den Angaben zur Rechtgläubigkeit eine ganze Reihe weiterer Auskünfte geben, darunter zu dem äußeren Erscheinungsbild der Kandidaten, möglichen Erbkrankheiten, dem Bildungsniveau, dem Interesse am aktuellen Weltgeschehen, dem Umgang mit Menschen, Erfahrungen in der Seelsorge oder Führungsqualitäten.

Bischofsweihe

Die Weihe eines Bischofs geschieht im Auftrag des Papstes. Deshalb steht am Anfang der Messe das Verlesen der entsprechenden päpstlichen Urkunde, in der Regel durch den jeweiligen Papstbotschafter, den Apostolischen Nuntius. Nach Lesungen, dem Evangelium und der Predigt erfolgt die eigentliche Weihe. Anders als bei der Diakonen- und Priesterweihe braucht es dazu seit dem vierten Jahrhundert drei Bischöfe.

 Bischofsweihe von Franz-Josef Overbeck am 1. September 2007 im Sankt-Paulus-Dom in Münster / © Benedikt Plesker (KNA)
Bischofsweihe von Franz-Josef Overbeck am 1. September 2007 im Sankt-Paulus-Dom in Münster / © Benedikt Plesker ( KNA )

 

Quelle:
KNA