Was macht diese ziemlich große Behörde eigentlich?
Im Prinzip ist das "Dikasterium für die Evangelisierung" das Ministerium, das sich ums das Thema Verkündigung der Frohen Botschaft kümmert. Also darum, wie der Glaube in die Welt hinausgetragen wird. Früher hat man dazu "Missionierung" gesagt, aber das Wort hat ja heute einen schalen Beigeschmack. Jedenfalls, diese Papst-Behörde schaut einerseits auf die großen Fragen: Wie kann man den christlichen Glauben heute verständlich verkünden? Und sie ist andererseits für alle Belange der jüngeren Kirchen da, zum Beispiel in Afrika oder Asien, die noch im Aufbau sind.
So etwas wie das Ideenbüro und die Aufbauhilfe der Kirche in einem?
Genau. Deshalb hat das Dikasterium zwei Abteilungen. Die eine macht sozusagen die Strategiearbeit: Sie entwickelt Ideen, wie man den Glauben in die unterschiedlichen Kulturen einbringt – und kümmert sich auch um Themen wie Katechese, Wallfahrtsorte oder den Welttag der Armen. Die zweite Abteilung ist die praktischere: Sie begleitet neue Diözesen, hilft bei der Ausbildung von Priestern und Katecheten und schaut, dass diese jungen, fast immer armen Kirchen auch finanziell auf eigenen Beinen stehen können.
Heißt das, dass das Dikasterium selbst Geld hat?
Ja, das ist eine historische Besonderheit. Die Missionsabteilung verwaltet ein eigenes Vermögen, das nur für die Missionen bestimmt ist. Damit unterstützt sie die jungen Kirchen – für Bischofssitze, Priesterseminare oder Schulen. Aber: Das Geld wird streng kontrolliert, das Büro muss regelmäßig Rechenschaft beim vatikanischen Wirtschaftssekretariat ablegen. Auch das hat Papst Franziskus mit seiner Kurienreform so verfügt.
Wer hat im Dikasterium für die Evangelisierung das Sagen?
Auch das ist besonders, aber nicht aus historischen Gründen, sondern im Gegenteil eine ganz junge Sache: Anders als alle anderen Vatikanbehörden wird dieses Dikasterium direkt vom Papst geleitet. Deswegen gibt es hier keinen Präfekten, sondern zwei sogenannte Pro-Präfekten, einen für jede der zwei Abteilungen: Erzbischof Rino Fisichella aus Italien leitet die Strategieseite und Kardinal Luis Antonio Tagle von den Philippinen ist für die jungen Kirchen zuständig. Übrigens sitzt die Missionsabteilung – und nur die Missionsabteilung, nicht die Strategieabteilung - in einem sehr stattlichen Gebäude in Rom, nicht im Vatikan oder auch nur in Vatikan-Nähe: das ist der "Palazzo di Propaganda Fide" an der Spanischen Treppe. Ein echtes Prachtstück aus dem 17. Jahrhundert.
Klingt, als hätte das alles schon eine lange Geschichte.
Und wie! Der Missionszweig geht auf 1622 zurück, also über 400 Jahre. Damals hat Papst Gregor XV. die sogenannte "Propaganda Fide" gegründet, also das Werk der Glaubensverbreitung, um die Missionen weltweit zu koordinieren. Die andere Abteilung ist viel jünger: Die gibt es erst seit 2010, das war früher der "Päpstliche Rat für die Neuevangelisierung", eingerichtet von Papst Benedikt XVI. Papst Franziskus hat diese zwei Einheiten 2022 zusammengelegt. Und er hat das Dikasterium für die Evangelisierung in der Kurienreform an die erste Stelle aller 16 Dikasterien gestellt, vor die Glaubenskongregation, die bisher Nummer eins war.
Was war ihm da ein Anliegen?
Franziskus fand, der absolute Kernauftrag der katholischen Kirche ist weniger die Verteidigung des Glaubens, sondern die Verkündigung der Frohen Botschaft.