Vatikan-Institutionen im Porträt: Das Ostkirchen-Dikasterium

"Ein Schatz der Kirche"

Im Sommer stellt DOMRADIO.DE gemeinsam mit Radio Vatikan die Institutionen des Heiligen Stuhls vor. Das Ostkirchen-Dikasterium findet man nicht unbedingt jeden Tag in den Schlagzeilen. Welche Aufgaben hat es genau?

Autor/in:
Ralib-Viktor-Alyase und Marion Galgano
Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva (shutterstock)
Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva ( shutterstock )

Was sind die Aufgaben dieser Behörde?

Das Dikasterium für die Ostkirchen ist eine vatikanische Leitungsbehörde, die sich um die katholischen Ostkirchen kümmert – also um jene Kirchen, die mit Rom uniert sind, aber ihre eigene Liturgie, ihre eigene Theologie und auch ihr eigenes Kirchenrecht haben. Dazu gehören zum Beispiel die ukrainische griechisch-katholische Kirche, die maronitische Kirche im Libanon oder die chaldäische Kirche im Irak.

Das Dikasterium koordiniert unter anderem die Beziehungen zwischen diesen Kirchen und dem Papst, es unterstützt sie finanziell und personell – und es fördert den theologischen Austausch und die Ausbildung von Priestern und Ordensleuten. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die humanitäre Hilfe in den jeweiligen Heimatregionen, die oft von Krieg, Vertreibung und Armut betroffen sind.

Und wie hat sich Papst Leo XIV. zu diesen Ostkirchen geäußert?

Papst Leo XIV. hat von Anfang an betont, wie wichtig die Ostkirchen für die gesamte katholische Kirche sind. In einer seiner ersten Ansprachen an das Dikasterium hat er gesagt – ich zitiere –: "Die katholischen Ostkirchen sind ein Schatz der Kirche. Ihr liturgisches und spirituelles Erbe ist nicht nur lebendige Geschichte, sondern Quelle der Erneuerung für die ganze Kirche."
Er hat auch immer wieder darauf hingewiesen, dass die Ostkirchen "Brückenkirchen" seien – das heißt: Sie sind Brücken zwischen Ost und West, zwischen verschiedenen Kulturen und oft auch zwischen der katholischen und der orthodoxen Welt.

Ein sehr ökumenischer Gedanke also?

Ja, absolut. Leo XIV. sieht in den Ostkirchen einen wichtigen Akteur für die Einheit der Christen – und gerade in der heutigen Welt, in der viele Gläubige im Nahen Osten, in der Ukraine oder in Äthiopien großen Herausforderungen gegenüberstehen, will er ihre Stimme hörbarer machen. Das zeigt sich übrigens auch in seiner Personalpolitik: Er hat mehrere Bischöfe aus den Ostkirchen in wichtige Funktionen berufen.

Das heißt, das Dikasterium hat nicht nur eine theologische, sondern auch eine sehr konkrete, politische Dimension?

Ganz genau. In vielen Konfliktregionen – etwa in der Ukraine oder im Heiligen Land – sind es die Ostkirchen, die oft als erste humanitäre Hilfe leisten. Und das Dikasterium unterstützt diese Arbeit, koordiniert Hilfsprojekte und setzt sich im Namen des Papstes für den Schutz dieser Gemeinschaften ein.

Leo XIV. hat gesagt: "Wer die Ostkirchen schützt, schützt die Hoffnung vieler Völker." Das bringt seine Linie ziemlich gut auf den Punkt.

Quelle:
VN