Vatikan gratuliert Anglikaner-Primas Welby

Glückwünsche aus Rom

Der vatikanische Ökumeneminister Kardinal Kurt Koch hat dem neuen Anglikanischen Primas Justin Welby zu dessen Wahl gratuliert. Im Namen von Papst Benedikt XVI. und des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen übermittele er dem neuen Erzbischof von Canterbury und Geistlichen Leiter der Anglikanischen Gemeinschaft Glückwünsche.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
 (DR)

Zugleich unterstrich Koch die hohe Bedeutung der ökumenischen Beziehungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und der Anglikanischen Gemeinschaft, heißt es in dem am Samstag im Vatikan veröffentlichten Schreiben.



Seit 50 Jahren führten der Vatikan und die Anglikaner einen formalen theologischen Dialog, der sich um ein tieferes Verständnis des großen Erbes der getrennten Kirche bemühe, so Koch. Ziel dieses Dialogs sei die Wiederherstellung der vollen kirchlichen Gemeinschaft. Zugleich verwies der Kardinal auf die die zahlreichen Begegnungen der Päpste mit den Erzbischöfen von Canterbury. Koch äußerte den Wunsch, möglichst bald mit Welby zusammenzutreffen.



Welby übernimmt Kathedralsitz am 21. März 2013

Königin Elizabeth II. hatte den anglikanischen Bischof Justin Welby (56) am Freitag zum Erzbischof von Canterbury ernannt. Welby wird damit auch Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft mit 77 Millionen Mitgliedern. Der bisherige Bischof von Durham folgt auf Rowan Williams (62), der seit 2002 Erzbischof von Canterbury war. Welby werde den Kathedralsitz am 21. März 2013 übernehmen, teilte die Kirchenleitung in London mit.



In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Welby "überwältigt" von seiner Ernennung. "Das war das bestgehütete Geheimnis seit der letzten Kabinettsumbildung", scherzte er bei einer Pressekonferenz. Zugleich kündigte er an, er werde sich für die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt aussprechen. Die anglikanische Kirchengemeinschaft ist in dieser Frage gespalten. Die Generalsynode der Church of England berät über das Thema am 20. November.



Das Vorhaben der britischen Regierung, homosexuelle Paare bei der Eheschließung heterosexuellen gleichzustellen, lehnt Welby ebenso wie die übrige Leitung der anglikanischen Kirche in England ab. Gleichzeitig sprach er sich gegen eine Diskriminierung von Homosexuellen aus. "In keinem Teil der Kirche dürfen wir mit Homophobie irgendetwas zu schaffen haben", zitiert ihn die Zeitung "The Times" (Onlineausgabe Freitag). Er selbst wolle Homosexuellen "aufmerksam zuhören" und seine Meinung über sie "im Gebet sorgfältig prüfen".



Noch-Primas Williams begrüßte die Entscheidung

Der scheidende Primas Williams begrüßte die Personalentscheidung. An Welby schätze er dessen "außerordentliche Spannbreite von Fähigkeiten" sowie die Gaben von Geduld, Weisheit und Humor. Welby verfüge über eine reiche seelsorgerische Erfahrung und Gespür für internationale Fragen. In der Zusammenarbeit mit ihm habe er sich stets "bereichert und ermutigt durch seine Erfahrung" gefühlt.



Zu den ersten Gratulanten zählte der Vorsitzende der katholischen Bischofkonferenz von England und Wales, Erzbischof Vincent Nichols. Er bekundete die Hoffnung, Welby werde sich dafür einsetzen, "die Bande der christlichen Freundschaft und Mission zu stärken, die schon zwischen der katholischen Kirche und der Kirche von England bestehen". Er wolle mit dem neuen Erzbischof von Canterbury eng zusammenarbeiten.



Glückwünsche kamen auch von methodistischen Kirchenführern. Der anglikanische Erzbischof von York, John Sentamu (63), der selbst als aussichtsreicher Kandidat für das Amt galt, lobte Welby als einen "Kleriker mit vielen Gaben und einer einzigartigen Erfahrung". Vor allem sei er "wie Erzbischof Rowan ein Mann Gottes".



Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein.