Vatikan-Experte erläutert ehemalige Papst-Bestattungen

Franziskus gegen eigene Beisetzung im Petersdom

Papst Franziskus sagte in einem TV-Interview, er wolle nach seinem Tod nicht im Petersdom, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt werden. Gab es bereits andere Päpste, die nicht im Petersdom beigesetzt werden wollten?

Kardinal Giovanni Battista Re segnet den Sarg und das Grab vom emeritierten Papst Benedikt XVI. mit Weihwasser während der Beisetzung in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Giovanni Battista Re segnet den Sarg und das Grab vom emeritierten Papst Benedikt XVI. mit Weihwasser während der Beisetzung in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Papst Franziskus ist sicherlich nicht der einzige Papst, der nicht im Petersdom bestattet werden möchte. Welche Päpste haben sich sonst noch außerhalb beisetzen lassen und warum? 

Ulrich Nersinger trifft Papst Franziskus / © privat (privat)
Ulrich Nersinger trifft Papst Franziskus / © privat ( privat )

Ulrich Nersinger (Vatikan-Experte): Die Zeit reicht nicht aus, um alle aufzuzählen, die außerhalb des Petersdoms beigesetzt sind. Da haben wir sehr viele. Wenn wir uns die letzten Päpste anschauen, die nicht in der Basilika ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, dann sind es zum Beispiel Pius IX., der in Sankt Laurentius vor den Mauern liegt oder Leo XIII., welcher der Lateranbasilika beigesetzt ist. 

Es gibt auch Päpste, die in ihren Titelkirchen oder Kirchen beigesetzt sind, die auch mit ihrer Nationalität verbunden sind. So ist der letzte deutsche oder eigentlich niederländische Papst Hadrian VI. in der Kirche der Anima beigesetzt; und die beiden Borgia-Päpste sind in Santa Maria di Monserrato, an einer der spanischen Nationalkirchen, beigesetzt. 

DOMRADIO.DE: Gibt es auch Päpste, die der Santa Maria Maggiore beigesetzt sind?

Nersinger: Da gibt es auch berühmte Päpste: Papst Pius V. und Sixtus V. Beide Päpste haben eine starke Marienverehrung gepflegt. Pius V. hat sich beisetzen lassen, weil er dem Gnadenbild der Ikone Salus populi Romani den Sieg in der Schlacht von Lepanto verdankt. 

DOMRADIO.DE: Papst Franziskus hat im vergangenen Interview auch erzählt, dass es für ihn eine sehr große Verbindung zur Basilika Santa Maria Maggiore in der Nähe des römischen Hauptbahnhofs gebe. Welche ist das? 

Nersinger: Es geht vor allen Dingen auch wiederum um die Marienikone "Salus populi Romani"; das Marienbild, das dort ist. Wir wissen, dass der Papst schon vor seiner Wahl immer wieder, wenn er in Rom war, dorthin gepilgert ist. Seit Anfang seines Pontifikates ist er immer da gewesen, und vor allen Dingen, wenn er irgendwohin flog. Zu Beginn der Reise ist er mit einem Blumenstrauß dort hingefahren und dann, auch wenn er zurückkam, noch einmal. 

Ulrich Nersinger

"Alle zückten ihr Smartphone und machten Fotos. Das fand ich einfach sehr abstoßend."

DOMRADIO.DE: Im Interview hat der Papst auch erklärt, er habe das Ritual der Papstbeerdigung vereinfachen lassen. Was genau lässt sich denn bei der Beerdigung eines Papstes zeremoniell vereinfachen? 

Nersinger: Das frage ich mich auch, denn wir haben relativ einfache Zeremonien. Wenn man sich die Videos anschaut, die es gibt von den Beisetzungen Pius XII. und Johannes  XXIII. Es sind ganz andere Riten, andere Ausprägungen eines Begräbnisses, wie es unter Paul VI. üblich war. Im Grunde sehe ich keine Notwendigkeit, eine Änderung einzuführen. Wenn man mal schaut, wie Paul VI. das gemacht, so haben es auch die Nachfolgenden gemacht und es sind eigentlich nicht viele Möglichkeiten. 

Man könnte daran denken, den dreifachen Sarg abzuschaffen, bei der Aufbahrung etwas anders zu machen. Aber ich denke, was viel wichtiger an Reformen wäre, mehr Verständnis für diese Thematik zu finden. Wenn ich an die Aufbahrung von Benedikt XVI. denke, empfand ich das als Skandal. Sie sahen dort fast niemanden, der dort vorbeiging und nicht sein Smartphone zückte. Ob das ein normaler Laie war, ein Priester, eine Ordensschwester oder ein Bischof. Alle zückten ihr Smartphone und machten Fotos. Das fand ich einfach sehr abstoßend. Und wenn man sich dann mal angeschaut hat, wie die Aufbahrung von Königin Elisabeth II. war, das war völlig anders. Da hat niemand ein Smartphone gezückt. 

Auch das Aufsichtspersonal war sehr dezent und es ist ganz anders abgelaufen. Also das, was in Sankt Peter geschehen ist, fand ich furchtbar. Darauf wird man in Zukunft achten müssen, dass das nicht zu einem Spektakel wird.

Ulrich Nersinger

"Er hat selbst gesagt, dass der liebe Gott Basta sagen müsste, damit er aufhört."

DOMRADIO.DE: Trotz gesundheitlicher Einschränkungen, wie zuletzt durch eine Lungeninfektion denkt Papst Franziskus noch nicht an einen Rücktritt. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? 

Nersinger: Es war ganz klar, dass er nicht an einen Rücktritt denkt. Dafür ist er zu gerne und darunter auch zu bewusst Papst. Er hat selbst gesagt, dass der liebe Gott Basta sagen müsste, damit er aufhört. Dieses Basta muss sehr lautstark und wiederholt sein, dass er so etwas überhaupt in Erwägung zieht. Das Basta bezieht er wahrscheinlich eher auf das Lebensende. 

DOMRADIO.DE: Mit Blick auf das kommende Jahr hat der Papst auch einige Reisen genannt, eine davon nach Belgien, die ist wohl auch bestätigt. Dann noch eine Reise nach Polynesien. Diese sei noch nicht bestätigt. Papst Franziskus wurde vom Präsidenten seines Heimatlandes Argentinien eingeladen. Denken Sie, Franziskus wird es noch einmal schaffen, in seine Heimat zu reisen? 

Nersinger: Ich hoffe, dass es vernünftige und und einflussreiche Ratgeber gibt, die ihn allein wegen seiner Gesundheit zu einer Zurückhaltung überzeugen können. Für ihn sind es unglaubliche Strapazen und mit jeder langen Reise steigt die Gefahr, dass er es nicht mehr körperlich schafft. Er ist leider nicht sehr beratungswillig. Er ist eher beratungsresistent, aber man müsste ihm aus seinem Freundes- und Beraterkreis raten, langsam weniger zu tun und sich zurückzuhalten. Für die eigene Gesundheit und wegen dem Dienst des Petrusamtes. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

Papstgräber in Santa Maria Maggiore

Papst Franziskus will nicht wie seine Vorgänger im Petersdom beigesetzt werden, sondern in der römischen Papstbasilika Santa Maria Maggiore. In der seit der Spätantike bestehenden Marienkirche sind bereits sechs Päpste der Kirchengeschichte bestattet, darunter auch der erste Papst aus dem Franziskanerorden, Nikolaus IV. (1288-1292). Die heutige Basilika ist die wichtigste der mehr als 40 Marienkirchen Roms; daher der Name "Maria Maggiore". 

Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © essevu (shutterstock)
Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © essevu ( shutterstock )
Quelle:
DR