US-Supreme Court stellt Kirchenbesuch vor Sonntagsarbeit

Ruhe am "Tag des Herrn"

Das Oberste Gericht der USA hat die Rechte religiöser Menschen gestärkt, die aus Glaubensgründen an ihnen heiligen Tagen nicht zur Arbeit gehen wollen. US-Arbeitgeber dürfen Beschäftigte nicht wegen deren Religion diskriminieren.

Schild mit der Aufschrift closed, geschlossen / © PaeGAG (shutterstock)
Schild mit der Aufschrift closed, geschlossen / © PaeGAG ( shutterstock )

Der Supreme Court stellte sich in seinem Urteil am Donnerstag auf die Seite eines ehemaligen Postboten aus Lancaster im Bundesstaat Pennsylvania. Der evangelikale Christ hatte sich geweigert, am Sonntag, den er als "Tag des Herrn" betrachtet, zur Arbeit zu kommen.

Nicht wegen Religion diskriminieren

Arbeitgeber in den USA dürfen Beschäftigte nicht wegen deren Religion diskriminieren. Allerdings sind sie nicht verpflichtet, unzumutbare Maßnahmen zu ergreifen, um die religiöse Praxis Gläubiger zu ermöglichen. Die Post hatte den Standpunkt vertreten, dass die Weigerung ihres damaligen Beschäftigten dem Unternehmen Mehrkosten verursache und eine angespannte Atmosphäre am Arbeitsplatz schaffe.

Schild "Sorry we're closed" (Leider Geschlossen) an einem Geschäft / © Oliver Berg (dpa)
Schild "Sorry we're closed" (Leider Geschlossen) an einem Geschäft / © Oliver Berg ( dpa )

Nach Ansicht der Richterinnen und Richter reichte diese Erklärung nicht aus. Der Arbeitgeber müsse vielmehr beweisen, dass Rücksicht auf religiöse Vorbehalte "deutlich erhöhte Kosten" verursache.

Die US-amerikanische Post stellt am Sonntag keine Briefe zu. Allerdings hat das Unternehmen 2013 eine Vereinbarung mit dem Lieferdienst Amazon geschlossen, auch am Sonntag bestimmte Amazon-Lieferungen auszutragen.

Weitreichende arbeitsrechtliche Konsequenzen

Laut der Unterlagen vor dem Obersten Gericht hatten Vorgesetzte anfangs Rücksicht genommen auf die religiöse Haltung des evangelikalen Christen, doch dieser habe 2019 wegen wachsenden Drucks gekündigt.

Supreme Court in den USA / © Konstantin L (shutterstock)
Supreme Court in den USA / © Konstantin L ( shutterstock )

Die Gewerkschaft der bei der Post Beschäftigten "American Postal Workers Union" hatte sich skeptisch zur Forderung des ehemaligen Postboten geäußert. Er verlange "bevorzugte Behandlung aus religiösen Gründen". Seine Freistellung gehe auf Kosten von Mitarbeitern anderer Religionen und Nichtgläubiger, die am Sonntag arbeiten müssten.

Im Prozess hatten sich Vertreter mehrerer Glaubensgemeinschaften allerdings die Position des ehemaligen Post-Beschäftigten unterstützt, darunter Hindus, Sikhs und Muslime. Möglicherweise hat das einstimmig gefällte Urteil weitreichende arbeitsrechtliche Konsequenzen.

Supreme Court

Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten ist das oberste rechtsprechende Staatsorgan der Vereinigten Staaten. Neben diesem obersten Bundesgericht existieren auch Supreme Courts in jedem einzelnen Bundesstaat. Der Supreme Court ist das einzige amerikanische Gericht, das explizit in der Verfassung der Vereinigten Staaten vorgesehen ist. Der Supreme Court tagt in Washington, D.C., die anderen Bundesgerichte sind landesweit verteilt.

Justitia (dpa)
Justitia / ( dpa )
Quelle:
epd