US-Studie: Superhelden sind schlechte Vorbilder

Superman vs. Sankt Martin

Batman und Co. sind Helden zahlreicher Kinder. Eine US-Studie lässt nun an der Vorbildfunktion zweifeln. Offenbar schauen sie sich vor allem ihr aggressives Verhalten ab. Es gibt Alternativen, findet Religionspädagogik Rainer Oberthür.

Henry Cavill als Superman im Kinofilms "Batman vs. Superman: Dawn Of Justice".  / © Clays Enos (dpa)
Henry Cavill als Superman im Kinofilms "Batman vs. Superman: Dawn Of Justice". / © Clays Enos ( dpa )

domradio.de: Die Studie zeigt: Vor allem bei Jungen steigen durch das Schauen von Superhelden-Sendungen die Aggressionen - woher kommt das?

Rainer Oberthür (Dozent für Religionspädagogik, Autor und auch Grundschullehrer): Superhelden sind für junge und Vorschulkinder sehr interessant. Das Phänomen ist aber eins, dass es immer schon gab. Ich zum Beispiel habe in den 60er Jahren natürlich auch gerne mit Pistolen Cowboy gespielt. Mit zunehmendem Alter habe ich das aber immer mehr reflektiert. Das führte dann dazu, dass ich den Kriegsdienst verweigert habe. Ich glaube, das ist im Grundsatz heute nicht anders. Nur die Präsenz und Dominanz ist stärker und wahrscheinlich früher.

domradio.de: Welche Erfahrungen machen Sie in Bezug auf dieses Vorbild-Thema bei Ihren Schülerinnen und Schülern?

Oberthür: Ich halte auch nichts davon, das jetzt von Kindern grundsätzlich fern zu halten und zu verteufeln. Damit macht man es ja auch erst interessant. Ich glaube, die Studie kommt zu dem Schluss, dass es eben auch Alternativen geben sollte und dass über die Geschichten nachgedacht werden sollte. Da kommen wir mit unserer christlichen Tradition ins Spiel. Da haben wir ja andere "Helden"...

domradio.de: ... als erstes würde ich jetzt "Jesus" sagen, oder?

Oberthür: Jesus ist die Basis. Oder aber auch schon auf die jüdischen Wurzeln basierend: der Glaube an einen menschenfreundlichen Gott, der Retter und der Schöpfer ist, der mit den Menschen geht und mit ihnen leidet und ihnen hilft. Dann haben wir das Gebot von Gottes Nächsten- und Feindesliebe, dass natürlich alles übersteigt. Es lässt Jesus in einem ganz anderen Licht als ein Vorbild erscheinen.

domradio.de: Dann haben wir noch die Heiligen. Was ist mit Sankt Martin und dem Heiligen Nikolaus? Was haben die zu bieten?

Oberthür: Die stehen in der Tradition Jesu. Im Kern sind das meistens Geschichten, wo der Arme im Mittelpunkt steht und nicht der Heilige. Dort macht sich der Heilige nicht größer, sondern kleiner und gibt etwas ab. Kinder haben die Gabe das eindrucksvoll zu finden und zu reflektieren - auch die andere Qualität darin zu entdecken. Sie können verstehen: Nicht jeder Zweck heiligt die Mittel. Es geht auch um den Weg der Hilfsbereitschaft. Superhelden sind ja auch meistens in guter Sache unterwegs. Aber die Mittel sind leider ganz andere.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR