US-Präsidentschaftskandidat gerät wegen umstrittener Aussagen von prominentem Pastor in Erklärungsnot

Schadet ein Prediger John McCain?

John McCain ist nach seinen erwarteten Wahlsiegen am Dienstag in Texas, Ohio, Vermont und Rhode Island der Kandidat der Republikaner für die US-Präsidentschaftswahlen im November. Trotz der Erfolge hat er zurzeit jedoch offenbar ein Problem: Einer seiner Unterstützer - der evangelikale Prediger John Hagee - könne McCain wegen seiner Weltuntergangsprophezeiungen und seiner Attacken auf die römisch-katholische Kirche langfristig schaden, warnen zunehmend Beobachter.

 (DR)

In der Online-Ausgabe des Wochenmagazins "Newsweek" wurde spekuliert, McCain werde es mit Hagee schwerer haben, eine breite Wählerkoalition zusammenzubringen. Die Demokratische Partei hat bereits eine Sammlung umstrittener Zitate des Predigers ins Internet gestellt: Material für den Wahlkampf im Herbst. Der in evangelikalen Kreisen prominente, aber im restlichen Amerika weitgehend unbekannte 68-jährige Hagee ist Pastor der 19.000 Mitglieder zählenden Cornerstone-Kirche im texanischen San Antonio, Fernsehprediger, und 2006 Mitbegründer des Verbandes "Christians United for Israel" (Vereinigte Christen für Israel).

Kurz vor den Vorwahlen sprach sich Hagee für McCain aus. Dieser sei ein "Mann mit Prinzipien" und ein "guter Freund Israels". McCain, den viele Evangelikale wegen seiner eher liberalen Haltung zur Stammzellforschung und zur "Homoehe" kritisieren, bedankte sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz, er fühle sich sehr geehrt.

Seitdem richten sich die Scheinwerfer der Medien auf Pastor Hagee. Sowohl der konservative katholische Verband "Catholic League" als auch die liberale Gruppe "Catholics United" protestierten, Hagee vertrete eine ausgesprochen intolerante Theologie. Er habe die katholische Kirche als "Kult" bezeichnet. Sie sei die im biblischen Buch der Offenbarung angeprangerte "große Hure". Zudem habe sich die katholische Kirche seinerzeit mit Adolf Hitler "verschworen", die Juden auszurotten, behauptete Hagee in einem seiner Bücher.

McCain, der bei Vorwahlen in den meisten Staaten einen beträchtlichen Teil der katholischen Stimmen erhalten hatte, steckt nun in einem Dilemma. McCain ließ bereits wissen, er teile nicht alle Ansichten des Pastors. Kurz danach versicherte der Kandidat jedoch, er sei "stolz", dass Hagee "tausenden Menschen spirituelle Weisungen" gebe und sich "für die Freiheit des Staates Israel einsetze".

Hagee wiederum klagte am Dienstag in der Zeitung "San Antonio Express-News", seine Meinung sei entstellt worden. Er empfinde eine "starke Liebe" für Katholiken. Der Pastor gilt als führender Denker des sogenannten "christlichen Zionismus", der die Auffassung vertritt, die USA müssten den Staat Israel bedingungslos unterstützen. Jesus Rückkehr hänge von der Existenz eines starken Israels ab, so die Begründung.

Hagees "Christians United for Israel" macht Lobbyarbeit gegen US-Bemühungen für israelisch-palästinensische Verhandlungen mit dem Ziel einer Zwei-Staaten Lösung. Gott habe den Juden das ganze Israel gegeben, lautet die Begründung. Hagee tritt für einen unilateralen Angriff auf den Iran ein, um das Atomprogramm des Landes zu zerstören, das Israel bedrohe. McCain hat mehrmals an Veranstaltungen von "Christians United" teilgenommen.

Endzeit-Prophezeiungen sind verankert in Teilen des US-amerikanischen evangelikalen Protestantismus. Auch Ronald Reagan war angeblich der Ansicht, man lebe in der Endzeit. Sollten McCains Wahlberater einmal nachlesen, was Hagee alles geschrieben und gesagt hat, dürfte ihnen aber mulmig werden. Im Sender CNN im Oktober 2007 versicherte Hagee, das Ende der Welt werde innerhalb der kommenden 20 Jahre stattfinden.

Der damalige russische Präsident Wladimir Putin werde die "islamischen Nationen" gegen Israel zusammenbringen, und 200 Millionen chinesische Soldaten würden am Euphrat entlang nach Norden marschieren zu dem in der Bibel prophezeiten großen Endkampf zwischen Gut und Böse in der "letzten Schlacht in der Ebene von Megiddo" in Israel. Eigentlich helfe nur eines: Alle Menschen auf der Erde müssten sich zu Jesus Christus bekehren. Was McCain selbst glaubt, ist nicht bekannt. Er gehörte lange der Episkopalkirche an, besucht nun aber eine Baptistenkirche.