Die katholische Kirche der Vereinigten Staaten hat mit tiefer Bestürzung auf das Schulmassaker in der Annunciation Catholic School in Minneapolis reagiert. Ein 23-Jähriger hatte dort am Mittwochmorgen während einer Frühmesse vor Unterrichtsbeginn mit einem Gewehr, einer Schrotflinte und einer Pistole während eines Schuljahr-Eröffnungsgottesdienstes durch ein Kirchenfenster das Feuer auf die Versammelten eröffnet. Dabei wurden zwei Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren getötet, 17 weitere Personen verletzt. Anschließend beging der Täter Suizid.
Der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase J. Cupich, sprach von einer "zutiefst erschütternden" Tat: "Wenn ein Ort sicher sein sollte, dann eine Kirche. Wenn ein Moment sicher sein sollte, dann der Beginn eines Schuljahres im Gebet." Die Tat zeige einmal mehr die dramatischen Folgen der grassierenden Waffengewalt in den USA. Cupich forderte "mutige und konkrete Schritte", um die Verfügbarkeit von Waffen zu begrenzen, und kritisierte den politischen Widerstand gegen entsprechende Maßnahmen. "Wir müssen den Mut finden, dem Schutz der Menschen - besonders der Kinder - endlich Priorität einzuräumen."
Aufruf zur Einheit
Auch der Erzbischof von Saint Paul und Minneapolis, Bernard Anthony Hebda, äußerte tiefes Mitgefühl für die Opfer und ihre Familien. "Mein Herz ist gebrochen angesichts dessen, was unsere Schüler, Lehrer, Geistlichen und Gläubigen in einem Ort erleben mussten, der eigentlich Schutz bieten sollte", so Hebda. Gleichzeitig rief er zur Einheit auf und mahnte, der Einsatz für Frieden und gegen Waffengewalt dürfe nicht nachlassen. "Diese Taten sind zu häufig geworden. Unsere Gemeinschaft ist zu Recht erschüttert."
Der Vatikan drückte seine Anteilnahme durch Kardinal José Tolentino de Mendonca, Präfekt des Dikasteriums für Kultur und Bildung, aus. In einem Telegramm an Erzbischof Hebda schrieb er: "Dieses erschütternde Ereignis zeigt die Notwendigkeit, dass katholische Bildung ihre Anstrengungen erneuert, um eine Kultur der Geschwisterlichkeit aufzubauen - gegründet auf einem Frieden, der entwaffnet und entwaffnend wirkt."
Diskussion um Schutz von Kirchen
Bereits zuvor hatte auch Papst Leo XIV. seine Betroffenheit über die "schreckliche Tragödie" bekundet, "insbesondere den Familien, die den Verlust eines Kindes zu beklagen haben", hieß es in einem Telegramm an Erzbischof Hebda. Die Seelen der Verstorbenen vertraue er der Liebe Gottes an. Auch die US-Bischofskonferenz meldete sich zu Wort. Ihr Vizepräsident, Erzbischof William E. Lori, sprach von einem Schmerz, "als wären es unsere eigenen Kinder". Die Kirche bete für Trost, Heilung und die geistliche Stärkung der betroffenen Schulgemeinschaft.
In den Vereinigten Staaten wird derweil wieder über die Sicherheit in Kirchen diskutiert. Sicherheitsexperte Craig Gundry betonte am Donnerstag gegenüber dem Portal OSV News die Notwendigkeit bewaffneter Sicherheitskräfte sowie kontrollierter Zugänge bei Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen. Gundry ist Vizepräsident des US-amerikanischen Sicherheitsunternehmens Critical Intervention Services.
Bauliche Maßnahmen gefordert
Ein zentrales Problem sei, dass viele Gemeinden keine Szenarien für akute Bedrohungslagen trainierten. Während Schulen regelmäßig Amokübungen durchführten, wüssten Kinder in Kirchen oft nicht, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollten. So berichtete ein überlebender Fünftklässler, dass die Kinder sich während der Schüsse lediglich zwischen die Bänke duckten - weil es zuvor keine entsprechende Übung gegeben habe.
Neben personellen Maßnahmen empfahl Gundry auch bauliche Verbesserungen: Sichtschutz- und Splitterschutzfolien an Fenstern sowie elektronische Türverriegelungen könnten Täter abschrecken oder wertvolle Zeit verschaffen. Auch freiwillige Helfer - etwa Ordner oder Parkplatzdienste - sollten in grundlegende Sicherheitskonzepte eingebunden werden.
"Kinder in Sicherheit"
Die Diözese Pittsburgh reagierte unmittelbar auf die Nachrichten aus Minneapolis. Sicherheitschef Wendell Hissrich informierte alle Schuloffiziere über erhöhte Wachsamkeit, die Polizei verstärkte Patrouillen. Bischof Mark A. Eckman betonte, dass Beten wichtig sei - aber konkrete Maßnahmen ebenso nötig seien, um Kinder und Gemeinschaften wirksam zu schützen.
Schuldirektor Chris DeBoer erklärte, dass durch das schnelle Handeln und das mutige Verhalten der Lehrkräfte und Schüler beim Massaker Schlimmeres verhindert werden konnte. "Innerhalb von Sekunden wurden Kinder in Sicherheit gebracht und beschützt - von Erwachsenen wie von älteren Schülern", sagte er gegenüber US-Medien. Die Schule habe "zwei Engel verloren. Aber wir werden als Gemeinschaft heilen".
Gedenkfeiern
Noch am Mittwochabend wurden im Raum Minneapolis mehrere öffentliche Gebetsfeiern zum Gedenken an die Opfer abgehalten. In Richfield sprach Erzbischof Bernard Hebda von der "Suche nach Worten für unbeschreibliche Trauer" und betonte die Bedeutung von Symbolen der Hoffnung in einer Zeit tiefster Erschütterung. Kerzenlicht, gemeinsames Gebet und stilles Gedenken prägten die Atmosphäre der Mahnwache, bei der die hunderten anwesenden Gläubigen und Gemeindemitglieder ihre tiefe Solidarität zum Ausdruck brachten.
Auch die nondenominationale City Church sowie die Organisationen "Protect Minnesota" und "Moms Demand Action" luden zu Gebeten und Mahnwachen, unter anderem im nahegelegenen Lynnhurst Park, unter Beteiligung von Bürgermeister Jacob Frey und weiteren Lokalpolitikern. Ein weiterer interreligiöser Gedenkgottesdienst wurde für Donnerstag (Ortszeit) in der Basilica of Saint Mary in der Innenstadt angekündigt.