US-Episkopalkirche will Homosexuelle segnen

Weitere Belastungsprobe

Trotz massiver Kritik konservativer Anglikaner hat die Episkopalkirche in den USA weitere Schritte zur völligen Gleichberechtigung von homosexuellen Männern und Frauen eingeleitet. So sollen neue Segnungsliturgien für gleichgeschlechtliche Partnerschaften entwickelt werden, wie die zur anglikanischen Weltkirche zählende Gemeinschaft am Freitag zum Abschluss ihrer Generalversammlung im kalifornischen Anaheim bestätigte.

 (DR)

Zuvor hatte die Versammlung in dieser Woche schwulen und lesbischen Geistlichen den Weg ins Bischofsamt grundsätzlich geöffnet. Dies gilt als weitere schwere Belastungsprobe für die Anglikaner. Theologisch konservative Bischöfe bekräftigten inzwischen ihre Warnungen vor einer Spaltung der mehr als 70 Millionen Mitglieder zählenden kirchlichen Gemeinschaft. Seit der Ernennung des in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebenden Priesters Gene Robinson zum Episkopal-Bischof in New Hampshire im Jahr 2003 hatten anglikanische Bischöfe ihren US-amerikanischen Zweig wiederholt aufgefordert, solche Schritte zu unterlassen.

Die US-Anglikaner waren diesen Forderungen zunächst entgegengekommen. Vor drei Jahren - bei ihrer letzten Generalversammlung - hatte die rund zwei Millionen Mitglieder zählende Episkopalkirche ein Moratorium für die Weihe von homosexuellen Bischöfen beschlossen. Damit sollte die bereits damals drohende Spaltung der anglikanischen Kirche verhindert werden. Dieses Moratorium wurde jetzt beendet.

In der anglikanischen Episkopalkirche in den USA gab es bereits eine Abspaltung. Wortführer des konservativen Flügels gründeten unlängst die «Anglikanische Kirche in Nord-Amerika» mit rund 100.000 Mitgliedern. Auch das Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche, der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hatte die jetzt gefassten Beschlüsse der US-Episkopalkirche bedauert.

Die US-Anglikaner reagieren mit der jetzt im kalifornischen Anaheim verabschiedeten Resolution auf den gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Schwulen und Lesben. Der Beschluss wird auch von der Mehrheit der Bischöfe getragen. Es wird auf die offizielle Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in vielen Ländern verwiesen. Nach einem Bericht der «Los Angeles Times» soll allerdings auch die Meinung von Geistlichen, die solche Segungen ablehnen, in der Kirche respektiert werden.

Konservative Christen betrachten Homosexualität als «Sünde» und «unbiblisch». Liberale Theologen werben dagegen dafür, die biblischen Aussagen angesichts der Erkenntnisse in den modernen Sozialwissenschaften neu zu interpretieren. Auch in europäischen Kirchen sorgt das Thema Gleichgeschlechtlichkeit immer wieder für Streit.