US-Anglikaner lassen homosexuelle Bischöfe trotz Moratorium weiter zu

Spaltung einkalkuliert

Die anglikanische Episkopalkirche in den USA will weiter bekennende Homosexuelle zu allen kirchlichen Weiheämtern zulassen. Die Entscheidung der im kalifornischen Anaheim tagenden Generalversammlung vom Dienstag bedeutet eine klare Abkehr von dem Moratorium, das die Führung der anglikanischen Weltgemeinschaft 2007 eingefordert hatte, um einen Bruch der Kircheneinheit zu vermeiden.

 (DR)

Die Bischofsweihe von Homosexuellen in der liberalen US-Kirche ist einer der zentralen Streitpunkte zwischen dem konservativen und dem liberalen Flügel der rund 77 Millionen Anglikaner weltweit.

Die Auseinandersetzung hat bereits zu verschiedensten Verwerfungen in der Kirchenorganisation weltweit geführt. Unter anderem richteten mehrere afrikanische Nationalkirchen in den USA konservative Diözesen unter ihrer Leitung ein. Vor einigen Wochen gründeten konservative US-Anglikaner eine eigene Gegenkirche. Die «Anglican Church in North America» sieht sich selbst als «Alternative» zur Episkopalkirche. Die neue Kirche zählt nach eigenen Angaben rund 100.000 Mitglieder, die Episkopalkirche rund zwei Millionen.

In der Entschließung der Episkopalkirche heißt es, Gott habe Homosexuelle in Weiheämter gerufen und könne das auch in Zukunft tun. In allen drei Gremien der Versammlung, Bischöfe, Klerus und Laien, fand sich die nötige Zweidrittel-Mehrheit für das Dokument. In den Debatten bekundeten Delegierte laut US-Presseberichten, sie fürchteten zwar negative Reaktionen der anglikanischen Weltgemeinschaft, könnten aber nicht anders als zustimmen.

Der Ehrenprimas der Anglikaner, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, hatte in der vergangenen Woche an der Eröffnung der Versammlung teilgenommen und gegenüber Delegierten erklärt, er hoffe und bete, «dass es hier nicht zu Entscheidungen kommt, die uns weiter auseinandertreiben könnten».

Der bekennend homosexuelle Bischof Gene Robinson, an dessen Ernennung sich 2003 der Streit entzündet hatte, beglückwünschte die US-Versammlung zu ihrer Entscheidung. In einem Blog-Eintrag seiner Diözese New Hampshire schreibt er: «Ohne Zweifel werden sie einen Preis dafür zahlen müssen, ihre Herzen geöffnet zu haben.» Er werde aber die Konsequenzen mittragen.

Die Kirche von England entstand im 16. Jahrhundert aus dem Konflikt zwischen dem englischen König Heinrich VIII. und Papst Clemens VII. Heinrich sagte sich 1534 vor allem aus machtpolitischen Gründen vom Papst los. In der Ökumene wird den Anglikanern oft eine Brückenfunktion zwischen Protestanten und Katholiken zugeschrieben.