1971 feiert "Jesus Christ Superstar" in New York Premiere

Bis heute im Gotteslob

Jeder kennt die Musical-Geschichten um den "König der Löwen" oder "Tarzan". Als am 12. Oktober 1971 jedoch erstmals Jesus Christus die Bühne des Broadway betrat, staunte die Welt nicht schlecht.

Der Soundtrack von "Jesus Christ Superstar" / © defotoberg (shutterstock)
Der Soundtrack von "Jesus Christ Superstar" / © defotoberg ( shutterstock )

Selten wissen Theaterbesucher schon vor der Uraufführung, welche Klänge sie erwarten. An diesem 12. Oktober 1971 in New York war das anders. Seit Monaten gehört das Album "Jesus Christ Superstar“ zu den populärsten in Amerika.

Eine Rockoper über die letzten Tage Jesu – das hatte es noch nicht gegeben. Bläser, Streicher und Pauken leiten die Geschichte ein – plötzlich singt Judas, unterlegt von E-Gitarre, Background-Chor und Schlagzeug. Eine Kombination, die ihre Wirkung in Zeiten von "Jackson Five“ und "Beat-Generation“ nicht verfehlte.

Musikalisches Neuland

"Die Single war ein Hit, ein großer Hit! Selbst John Lennon hatte eine Kopie. Das musikalische Genie von Andrew Lloyd Webber war, dass er ein Symphonie-Orchester auf eine Rock-Gruppe gesetzt hat. Das hatte bisher keiner gemacht, das war Neuland", erinnert sich Album-Produzent Alan O’Duffy in der Doku-Serie "Memories – Jesus Christ Superstar“ zurück. Weltweit gingen im Jahr der Album-Veröffentlichung mehr als drei Millionen Exemplare der Schallplatte über die Ladentheken – dazu rund 800.000 Tonband-Kassetten.

Für den damals unbekannten Nachwuchs-Komponisten Andrew Lloyd Webber ein bahnbrechender Erfolg – geboren aus der Not: "Wir haben Jesus Christ Superstar nur als Album veröffentlicht, weil niemand das Stück auf die Bühne bringen wollte. Ich mein, jeder Produzent in London hat gesagt ‘Du machst Witze. Das ist die schlechteste Idee der Geschichte‘“, erzählt der Brite in der Dokumentation "Making Of Jesus Christ Superstar“.

Kreuzigungsszene während der europäischen Premiere der Rockoper "Jesus Christ Superstar" am 23. Dezember 1971 in Kopenhagen. / © KNA-Bild (KNA)
Kreuzigungsszene während der europäischen Premiere der Rockoper "Jesus Christ Superstar" am 23. Dezember 1971 in Kopenhagen. / © KNA-Bild ( KNA )

Hype um den Heiland

Ursprünglich wollte Webber ein Musical über die Kuba-Krise schreiben – erst langsam verwarf er die Idee und beschäftigte sich mit "Jesus Christ Superstar“. Für die Texte zu seiner Rockoper holte sich Webber den Schreiber Tim Rice ins Boot – beide hatten bereits für das Musical "Joseph“ erfolgreich zusammengearbeitet. Nach den großen Erfolgen auf dem Plattenmarkt sollte nun der Broadway erobert werden.

Es war die Initialzündung für eine Marketing-Maschinerie sondergleichen. "Jesus Christ Superstar ist die neue Bibel der bis dahin versprengten Jesus-Anhänger und gleichzeitig die Attraktion der modischen High-Society", kommentierte das deutsche Christenblatt "Medium" den Hype um den Heiland.

Uraufführung in New York

Der Vorverkauf für die Musical-Inszenierung am Broadway lief blendend – Karten für 1,2 Millionen Dollar waren bereits vor der Uraufführung verkauft. Gespannt warteten Presse und Fans der Rockoper am Abend des 12. Oktober 1971 auf die Premieren. Sie sahen eine Musical-Inszenierung ganz im Zeichen der schillernden Zeit von Schlaghose und Disko-Kugel.

Jesus sang in glitzernder Silberrobe, Judas tanzt zwischen Pin-up Girls und König Herodes präsentiert sich als Transvestit, gekleidet in ein meergrünes Chiffonkleid. Das Echo nach der Uraufführung: geteilt: "Die größte Show auf Erden -  das erste totale Medien-Spektakel in der Geschichte des Schaugeschäfts", lobte die amerikanische Fachzeitschrift "Variety“, “Herzlose, zu unrecht gehypte Production”, schrieb die New York Times.

Webber-Musik auf Radio Vatikan

Dennoch hielt sich die Bühnenpremiere von "Jesus-Christ Superstar“ für zwei Jahre und 711 Aufführungen am Broadway. Es folgten Filmproduktionen und zahlreiche Inszenierungen auf Bühnen von Australien bis Irland. Trotz anfänglicher Proteste aus konservativen Kreisen fand auch die Katholische Kirche gefallen an der Musik Webbers.

Bereits kurz nach der Musical-Premiere 1971 klang die Rockoper über Radio Vatikan. Auch heute noch findet sich im Gotteslob eine Melodie aus der Feder von Webber. "Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen“ –  ist angelehnt an den Gesang der Jünger aus "Jesus Christ Superstar“.

Quelle:
DR