Kirche in Rheinbach zu verschenken

Unverpackt und ohne Schleife

Ein eher ungewöhnliches Geschenk gibt es in Rheinbach zu ergattern: Dort wird eine Kirche verschenkt. Der Beschenkte bräuchte allerdings eine gute Idee für die Verwendung und übernähme viel Verantwortung, so die abgebenden Pallottiner.

Kirche soll für Soziales, Kulturelles oder Religiöses genutzt werden / © Natali_ Mis (shutterstock)
Kirche soll für Soziales, Kulturelles oder Religiöses genutzt werden / © Natali_ Mis ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Ein Immobilienmakler fragt zuerst nach den drei wichtigsten Kriterien: Lage, Lage, Lage. Also wo steht die Kirche denn?

Pater Markus Hau (Missionssekretär der Pallottiner): Das Wichtigste ist schon mal, dass wir gar nicht an Immobilienmarklern interessiert sind, sondern wenn wir die Kirche verschenken, dann wollen wir kein Geschäft damit machen, sondern haben den Wunsch, dass aus der Kirche etwas Gutes gemacht werden kann. Dass die als Kirche profaniert werden muss, ist klar. Das schreibt das Kirchenrecht vor. Aber wir hätten dann dieses Angebot, sie zu verschenken.

Das würden wir damit verknüpfen, dass sie entweder sozial, kulturell oder religiös verwandt werden sollen. Also betrifft es weniger den Immobilienmakler als eher dann eine Institution oder jemand, der sagt, dass er sich dafür einsetzen und etwas Neues aufziehen möchte.

DOMRADIO.DE: Wie sieht die Kirche aus? Wie groß ist sie?

P. Hau: Es ist ein Zeltbau aus dem Beginn der 70er Jahre, aus rotem Backstein, mit Buntglas. Es ist ein großes zeltartiges Gebäude, etwa 1.200 Quadratmeter groß. Die Kirche hat eine sehr schöne Architektur und sicherlich auch etwas, aus dem man was machen könnte.

DOMRADIO.DE: Wenn man jetzt die Kirche geschenkt haben möchte, was müsste man tun?

P. Hau: Wir verschenken die Kirche, weil uns wichtig ist, dass mit der Kirche etwas passiert. Derjenige, der Interesse an der Kirche hat, braucht nicht nur eine schöne Idee. Man übernimmt die Verantwortung und die Baulast für das Gebäude. Das bedeutet dann auch, dass Investitionen notwendig sind, je nachdem, was derjenige damit vor hat. Da würden wir uns von überzeugen wollen.

Das Zweite wäre, dass wir zu der Idee auch etwas wie einen Businessplan für fünf Jahre benötigen, damit wir auch wissen, dass wir die Kirche jemandem geben, der das Projekt auch schultern kann. Das ist uns sehr wichtig und das liegt auch in unserer Verantwortung. Sowohl weil es eine alte Kirche ist, als auch um zu wissen, was mit diesem alten Gebäude in Zukunft passiert.

DOMRADIO.DE: Im Februar des kommenden Jahres wird die Kirche profaniert und dann könnte man mit der Sanierung beginnen. Was muss denn alles getan werden an der Kirche?

P. Hau: Die hing bisher an einem Konventgebäude. Diese Verbindung gibt es nicht mehr. Die überdimensionierte alte Heizungsanlage muss erneuert werden. Wir wissen, dass das Dach bald renoviert werden muss. Die gesamte Infrastruktur muss wiederhergestellt werden. Wenn es ein Veranstaltungsort werden soll, muss man sich auch um Parkplätze Gedanken machen.

DOMRADIO.DE: Man braucht also doch ein paar Euro, wenn man das Geschenk auch nutzen möchte?

P. Hau: Ja, genau. Man muss schon Geld investieren. Wie gesagt, nicht damit wir was verdienen, sondern damit das Ganze umgesetzt werden kann. Das wissen ja alle, die zum Beispiel einen Veranstaltungsort betreiben, dass das einfach Geld kostet. Die laufenden Kosten darf man auch nicht unterschätzen. Man ist dann für alles verantwortlich.

DOMRADIO.DE: Bis Ende des Jahres kann man sich noch bei Ihnen melden. Hat das schon jemand getan?

P. Hau: Wir sind da im Gespräch. Es ist auch nicht ein neuer Prozess, den wir beginnen. Wir sind da jetzt schon seit zwei Jahren im Gespräch mit der Stadt Rheinbach und mit dem Erzbistum. Es gibt auch Interessenten aus Rheinbach. Es gibt einen Verein, der Interesse hat. Da sind wir sehr gespannt, ob es zu einem Konzept kommt, inhaltlich wie finanziell. Wir sind dann offen und stehen auch zu unserem Wort, dass wir bei einem guten inhaltlichen wie finanziellen Konzept die Kirche verschenken.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR