Nach dem Nein aus Rom zur Segnung homosexueller Paare

Unterschriftenlisten und Regenbogenflaggen

Schwule und lesbische Paare segnen? Geht nicht, sagt der Vatikan. Warum nicht?, fragen viele Katholiken in Deutschland - unter ihnen auch prominente Theologen. An der Basis wächst der Unmut, die Bischöfe sind uneins.

Autor/in:
Joachim Heinz
Kreuz auf Regenbogenfahne / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kreuz auf Regenbogenfahne / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der katholische Pfarrer Bernd Mönkebüscher und sein Würzburger Kollege Burkhard Hose sammeln Unterschriften. Knapp 2.000 waren es am Montag. Priester und Gemeindereferentinnen, Diakone und Pastoralassistenten kündigen an, weiter schwule und lesbische Paare segnen zu wollen, wenn diese das wünschen.

Damit stellen sie sich gegen den Vatikan. In der vergangenen Woche hatte die Römische Glaubenskongregation erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen, da diese Verbindungen nicht dem göttlichen Willen entsprächen.

Regenbogenflaggen auf Kirchtürmen

Für Mönkebüscher ist das kaum nachvollziehbar. "Es ist ja nicht so, dass hier jeden Tag ein schwules Paar auf der Matte steht. Das ist selten und dann kann man davon ausgehen, dass die, die darum bitten, auch etwas damit verbinden, und auch aus gläubiger Überzeugung tun", sagte er dem WDR. "Ausgerechnet denen haut man jetzt einen rein und sagt: Ihr lebt etwas, was wir nicht gut finden. Schlimmer noch: Man projiziert es in den lieben Gott hinein."

Viele Katholiken an der Basis sind empört. An Kirchtürmen werden Regenbogenflaggen gehisst, mehrere Generalvikare zeigten sich fassungslos. Auch unter Theologen wächst Unmut. Dem Papier aus dem Vatikan mangle es an theologischer Tiefe, heißt es in einer Stellungnahme aus der Universität Münster. Der Text sei zudem von einem "paternalistischen Gestus der Überlegenheit" geprägt und diskriminiere homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe.

Hinter diese Stellungnahme stellten sich bislang mehr als 200 namhafte Vertreter der Disziplin: vom 92-jährigen Peter Hünermann über den Kirchenhistoriker Hubert Wolf bis hin zu Julia Knop und Gregor Maria Hoff, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Dogmatik und Fundamentaltheologie. Die Arbeitsgemeinschaft hatte sich bereits am Freitag ähnlich positioniert.

Bischöfe uneins

Unter den Bischöfen überwiegen kritische Töne. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zeigte sich "nicht glücklich darüber", dass der Vatikan sich zum jetzigen Zeitpunkt so massiv in die Debatte über die Möglichkeit des Segens für gleichgeschlechtliche Paare einbringt. Das erwecke den Eindruck, als wolle Rom die in vielen Teilen der Weltkirche geführte theologische Auseinandersetzung möglichst schnell beenden, sagte der Limburger Bischof.

Es gibt aber auch Amtsbrüder Bätzings, die sich zustimmend äußern. Jeder Mensch müsse unabhängig von seiner sexuellen Orientierung in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden, betonte etwa der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der selbst Mitglied der Römischen Glaubenskongregation ist. Zugleich aber lehne die Kirche jede Gleichsetzung von Ehe und homosexuellen Lebensgemeinschaften strikt ab. Der Passauer Bischof Stefan Oster hofft auf "größere Einmütigkeit", weil die Debatte über die Segnung homosexueller Paare zu Polarisierungen führe.

Die Konfliktlinien zwischen Reformern und Bewahrern bleiben freilich bestehen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wertet die Erklärung aus dem Vatikan als eines der vielen Stoppschilder für den Synodalen Weg. Im Rahmen des von den deutschen Bischöfen und vom Katholikenkomitee gestarteten Kirchendialogs werde die Segnung von homosexuellen Menschen weiter ein Thema sein, unterstrich ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

Gibt es noch Spielraum?

Nur: Wie groß sind die Spielräume? Die Glaubenskongregation gebe den Stand der kirchlichen Lehre wieder, räumt auch Bätzing ein. Schon seit längerer Zeit will er mit Laienvertretern zu Gesprächen in den Vatikan reisen. Bislang durchkreuzte Corona die Pläne. Die Themenliste wird unterdessen lang und länger. Ein Blick in die Weltkirche zeigt allerdings, dass dem Thema in anderen Erdteilen, wo weit mehr Katholiken leben als in Deutschland, weniger Bedeutung beigemessen wird.

Mönkebüscher und Hose sammeln bis Palmsonntag weiter Unterschriften. Die Liste wollen sie Bischof Bätzing und Birgit Mock, den beiden Sprechern des Forums "Sexualität und Partnerschaft" beim Synodalen Weg übergeben. "Ich habe Häuser und Zuckerrüben-Erntemaschinen gesegnet", meint Studentenpfarrer Hose. "Warum denn nicht auch Menschen, die sich lieben?"


Quelle:
KNA
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