UNICEF stellt erste weltweite Studie zu Gewalt gegen Kinder vor

Schläge, die niemand sieht

Weltweit wird Gewalt gegenüber Kindern bis heute vielfach hingenommen und ist sogar in zahlreichen Ländern erlaubt. So haben lediglich 102 von über 200 Staaten körperliche Disziplinierungsmaßnahmen in Schulen verboten, 77 Länder erlauben Schläge in Gefängnissen, in 31 Ländern sind körperliche Strafen vom Auspeitschen bis hin zu Amputationen möglich.

 (DR)

Weltweit wird Gewalt gegenüber Kindern bis heute vielfach hingenommen und ist sogar in zahlreichen Ländern erlaubt. So haben lediglich 102 von über 200 Staaten körperliche Disziplinierungsmaßnahmen in Schulen verboten, 77 Länder erlauben Schläge in Gefängnissen, in 31 Ländern sind körperliche Strafen vom Auspeitschen bis hin zu Amputationen möglich. Dies ist Ergebnis der ersten weltweiten UN-Studie "Gewalt gegen Kinder", die UNICEF am Freitag in Berlin vorstellte. Auch wo Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gesetzlich verboten sei, werde "die Umsetzung unzureichend überwacht", klagte UNICEF-Sprecherin Helga Kuhn im domradio-Interview.

UNICEF: Regierungen tun zu wenig
Gleichzeitig klaffe eine "Lücke zwischen den Versprechen von Regierungen, gegen Gewalt vorzugehen, und ihrer Bereitschaft, in Präventionsprogramme zu investieren", so UNICEF.

Bis heute werde das tatsächliche Ausmaß der Gewalt, die Kinder in Familien, Schulen, Kinderheimen, Gefängnissen und am Arbeitsplatz ertragen müssen, verdrängt: Weltweit wurden 2002 53.000 Kinder und Jugendliche ermordet, schätz das Kinderhilfwerk der Vereinten Nationen. Allein in den OECD-Ländern sterben nach einer Untersuchung von UNICEF jedes Jahr 3.500 Kinder an den Folgen von Misshandlungen und Vernachlässigung.

Schätzungsweise 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen unter 18 Jahren würden sexuell missbraucht oder zum Geschlechtsverkehr gezwungen. "Über eine Million Heranwachsende leben in Gefängnissen - die meisten wegen Betteln, kleineren Diebstählen oder anderer geringfügiger Straftaten."