UN-Bericht zum Umgang des Vatikan mit Missbrauch

 (DR)

Der Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen (UN) hat am Mittwoch in Genf seinen Abschlussbericht über Missbrauchsfälle in der Kirche vorgelegt. Darin lobt das UN-Gremium erste unternommene Maßnahmen des Vatikan zur Prävention von Kindesmissbrauch. Die Organisation fordert weitere Schritte und verlangt etwa detaillierte Informationen zu Tätern und deren strafrechtliche Verfolgung.

Der Vatikan bedauert das Ergebnis der UN-Überprüfung. Im vergangenen Jahr getroffene Maßnahmen des Vatikan und der einzelnen Bischofskonferenzen in den Ländern seien nicht berücksichtigt worden, erklärte Erzbischof Silvano Tomasi am Mittwoch im Interview mit Radio Vatikan. Er ist der diplomatische Vertreter des Vatikan bei den UN-Einrichtungen in Genf.

Einige der vom Komitee in Genf veröffentlichten Forderungen seien zudem eine Einmischung in die kirchliche Lehre. So heiße es etwa in der Präambel der vom Heiligen Stuhl unterschriebenen Konvention, Kinder seien vor und nach ihrer Geburt zu schützen. Gleichzeitig werde dem Heilige Stuhl nahegelegt, seine Position zur Abtreibung zu überdenken. Auch in anderen Fällen müssten die Vereinten Nationen bestimmte Haltungen des Heiligen Stuhles vielleicht nochmals reflektieren.

"In gewisser Weise hat das Kinderrechtskomitee den Vereinten Nationen keinen guten Dienst erwiesen, indem es versucht, mit dem Vatikan über Positionen der Lehre zu verhandeln, die nicht verhandelbar sind", sagte Erzbischof Tomasi. Es handele sich um Werte und Prinzipien, die im Interesse des Gemeinwohls stehen. "Es ist etwas traurig zu sehen, dass das Komitee offensichtlich nicht ganz die Natur und die Funktionen des Heiligen Stuhls erfasst hat“, urteilte Tomasi.

Auch das vatikanische Presseamt kritisierte mit Blick auf den UN-Bericht eine Einmischung in die kirchliche Lehre. Der Heilige Stuhl bekenne sich zu seiner Verpflichtung, die Kinderrechte gemäß der von ihm unterzeichneten UN-Kinderrechtskonvention und der religiös-moralischen Werte der katholischen Lehre zu verteidigen.

Der Vatikan hatte sich als Unterzeichner der Kinderschutzkonvention erstmalig einer turnusmäßigen Evaluierung durch das UNCRC unterzogen. Am 16. Januar erörterten das UN-Komitee und Vatikan-Vertreter in Genf offene Fragen unter anderem zu Kinderpornografie, Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch und Diskriminierung von Mädchen.

(dr, kna, epd)