Umfrage zu Gottesdienstbesuchen in Deutschland vorgestellt

Jeder zweite Katholik ist nie da

Wie halten Sie es mit der Sonntagspflicht? Diese Gretchenfrage spielt offenbar für viele Katholiken in Deutschland keine Rolle mehr. Eine aktuelle Umfrage zeigt weitere Details, die manche sicher überraschen.

Laut Umfrage ein seltenes Bild: Ein gut gefüllte Kirche beim Gottesdienst / © Wolfgang Lehner (KNA)
Laut Umfrage ein seltenes Bild: Ein gut gefüllte Kirche beim Gottesdienst / © Wolfgang Lehner ( KNA )

Jeden Sonntag in die Kirche - das sieht die Mehrheit der deutschen Katholiken seit vielen Jahren nicht mehr als verbindliche Pflicht. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für das Internetportal katholisch.de geht jeder zweite Katholik in Deutschland sogar nie in einen Gottesdienst.

Auf die gesamte Bevölkerung und alle Glaubensrichtungen ausgedehnt, sind es sogar 64 Prozent der Menschen in Deutschland ab 18, die nie einen Gottesdienst besuchen. Nur 6 Prozent gehen mindestens einmal in der Woche in Kirche, Synagoge oder Moschee.

Ähnlicher Trend in großen Kirchen

Nach Konfessionen aufgeschlüsselt, zeigt sich bei den großen Kirchen ein ähnlicher Trend: Jeweils etwa die Hälfte der Katholiken (49 Prozent) und landeskirchlichen Protestanten (53 Prozent) besuchen nie einen Gottesdienst. Im Vergleich dazu sind Muslime deutlich häufiger in der Moschee: Nur 22 Prozent geben an, nie dorthin zu gehen.

Gottesdienstbesucher während eines Gottesdienstes / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gottesdienstbesucher während eines Gottesdienstes / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Unter katholischen Gläubigen ist der regelmäßige Gottesdienstbesuch noch verhältnismäßig stärker verankert als bei Protestanten: 10 Prozent der Katholiken und 4 Prozent der Protestanten sagen, sie gingen mindestens einmal pro Woche zum Gottesdienst. Bei den Muslimen sind es 17 Prozent.

Unterschied zu offizieller Kirchenstatistik

Was dabei auffällt: Bei den Katholiken unterscheidet sich diese Zahl erheblich von der offiziellen Kirchenstatistik der Bischofskonferenz. Dort hieß es zuletzt, nur noch 5,7 Prozent der Kirchenmitglieder gingen an Wochenenden zum Gottesdienst. Diese offiziellen Zahlen werden durch Zählungen an zwei Wochenenden im Jahr erhoben. Unterschiede könnten allerdings auch daran liegen, dass Teilnehmer der Online-Umfrage auch Online- und Werktagsgottesdienste mitzählen könnten, wonach nicht gesondert gefragt wurde.

Was noch auffällt in der Umfrage: Die Ergebnisse bestätigen nicht die oft geäußerte These, dass nur noch ältere Menschen in den Kirchenbänken zu sehen seien. Bei den Befragten über 55 war sogar der Anteil derjenigen am höchsten (74 Prozent), die nie ein Gotteshaus betreten.

Kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Kaum Unterschiede gab es zwischen Männern und Frauen. Bei den Befragten mit Migrationshintergrund gaben nur 43 Prozent an, nie zum Gottesdienst zu gehen, bei den Befragten ohne Migrationshintergrund waren es 69 Prozent. Bei den Fragen nach Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund wurde nicht nach Glaubensrichtungen unterschieden.

Kirchenstatistik 2022 für das Erzbistum Köln veröffentlicht

Die neuen Zahlen der kirchlichen Statistik für das Erzbistum Köln sind veröffentlicht: Ende 2022 gehörten in der Gesamtschau 1.738.011 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 67.419 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang setzt sich vor allem zusammen aus 51.345 Kirchenaustritten (2021: 40.772) sowie der Differenz zwischen der Anzahl der Sterbefälle (28.695 / 2021: 27.503) und den Taufen (12.571/ 2021: 10.286). Im Jahr 2022 sind im Erzbistum somit 16.124 katholische Personen mehr verstorben, als im selben Zeitraum durch die Taufe in die Kirche aufgenommen wurden.

Generalvikariat des Erzbistums Köln (DR)
Generalvikariat des Erzbistums Köln / ( DR )

 

 

 

Quelle:
KNA