Ukrainischer Erzpriester feiert an Ostern 15 Gottesdienste

"Wichtigste Hoffnung ist die Auferstehung"

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche feiert an diesem Sonntag die Auferstehung Jesu Christi. Erzpriester Volodymyr Chayka erklärt, wie das Osterfest in diesem Jahr aussieht – in Deutschland und in der Ukraine.

Ukrainisches Osterfest / © Marcus Brandt (dpa)
Ukrainisches Osterfest / © Marcus Brandt ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ostern ist für Sie quasi Fließbandarbeit. Sie feiern in drei Tagen 15 Gottesdienste: in Köln, in Bremen, in Hamburg, in Berlin. Wie kriegen Sie das überhaupt hin?

Volodymyr Chayka (Leiter des Europäischen Dekanates der Ukrainischen Orthodoxen Kirche): Eigentlich ist das fast unrealistisch, aber wir haben so viele Anfragen jetzt bekommen. Wir haben so großen Bedarf, wenigstens dort Gottesdienst zu zelebrieren, wo viele Ukrainer jetzt aus der Ukraine gekommen sind, die Schutz in Deutschland gefunden haben und gerade ohne orthodoxen Gottesdienst sind.

Wir versuchen natürlich dann, alles zu machen, was wir können. Wenigstens wollen wir Osterspeisen segnen und ein bisschen von der Tradition und vom Gebet rüberbringen, damit das Leid der Menschen ein bisschen gelindert wird und damit die Traumatisierung vom Krieg ein bisschen gemildert wird. Das werden wir versuchen.

Erzpriester Volodymyr Chayka / © Volodymyr Chayka (privat)
Erzpriester Volodymyr Chayka / © Volodymyr Chayka ( privat )

DOMRADIO.DE: Gibt es denn überhaupt da überall Kirchen, wo Sie rein können?

Chayka: Kirchen gibt es überall. Aber wir haben auch dazu Glück, dass wir eine Woche später Ostern haben und wir deswegen auch Kirchen zur Verfügung bekommen können. Wir sind sehr dankbar für katholische und evangelische Kirchengemeinden, die uns jetzt Kirchen zur Verfügung stellen und uns ihre Hilfe angeboten haben.

Das ist für uns sehr wichtig. Viele Gemeinden und sogar Bistümer haben uns kontaktiert und selbst Hilfe angeboten, weil sie schon sehr viele Ukrainer aufgenommen haben.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist ja Ostern das christliche Fest der Hoffnung. Wie können Sie diese Hoffnung Ihren Landsleuten nahebringen in diesen Zeiten des Krieges?

Chayka: Die wichtigste Hoffnung ist grundsätzlich die Auferstehung Jesu. Wenn wir das fest im Herzen haben und glauben, dann hilft das uns auch, diese schwere Zeit zu überstehen. Wenn man jemanden verloren hat – einen Sohn, einen Vater, eine Mutter oder Kinder, die durch die Bombardierung dem Krieg jetzt zum Opfer gefallen sind: Wir glauben fest, dass die auch auferstehen werden, dass die wieder zum Leben erweckt werden. Und das Osterfest ist eben ganz wichtig für uns, um das noch mal zu stärken, damit wir diese Hoffnung nicht verlieren.

DOMRADIO.DE: Mal abgesehen vom Datum – Sie sind ja eine Woche später dran –, welche Bräuche und Traditionen unterscheiden sich noch von den katholischen Bräuchen an Ostern?

Chayka: Wir haben viele ukrainische Traditionen, die besonders sind: Osterspeisen, Osterbrot und Gottesdienste unterscheiden sich auch. Was gleich ist: So Sachen wie Ostereier haben wir auch. Aber Osterbrot, das ist bei uns so etwas Besonderes, weil es in einmaliger Weise so etwas wie die Kommunion mit Jesus darstellt. Das ist fast ein Ersatz für das Abendmahl.

DOMRADIO.DE: Haben Sie Kontakt in die Ukraine? Wissen Sie, wie dort heute gefeiert wird?

Chayka: Soweit ich das mitbekommen habe, wurde in vielen Kirchen oder generell dazu aufgerufen, nicht zu den Kirchen zu gehen, weil eine große Gefahr besteht, dass es Raketenangriffe oder Explosionen oder Bombardierungen oder Provokationen geben kann. Deswegen werden viele Menschen das Osterfest in der Ukraine zu Hause feiern, in der Wohnung mit der eigenen Familie, soweit sie noch da ist.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Quelle:
DR