Ukrainische Kirche spricht nach Trump-Plan von großer Angst

"Äußerer Druck und innere Spannungen"

Kiews Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk beklagt die jüngsten Entwicklungen im Krieg gegen Russland. Man nähere sich einer Grenze, vor der sich alle Ukrainer fürchteten. Auf Donald Trumps Plan bezieht er sich aber nicht direkt.

Symbolbild Eine ukrainische Fahne auf einem zerstörten Gebäude / © Melnikov Dmitriy (shutterstock)
Symbolbild Eine ukrainische Fahne auf einem zerstörten Gebäude / © Melnikov Dmitriy ( shutterstock )

Die Religionsgemeinschaften in der Ukraine haben auf den aktuellen US-Plan für eine Beendigung des russischen Angriffskriegs bisher nicht direkt reagiert. 

Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk sprach am Sonntag nur allgemein von einer großen Angst in der Ukraine, die durch "äußeren Druck und innere Spannungen in der Gesellschaft" verursacht werde. "Viele sagen, dass dieser Krieg, den wir gerade erleben, sich einer Grenze nähert, vor der wir uns alle fürchten", sagte er bei einem Gottesdienst in der Kiewer Kathedrale.

 26 Tote bei Luftangriff vor wenigen Tagen

Schewtschuk rief zur nationalen Einheit und Harmonie auf, um gegen "unseren Feind" (Russland) bestehen zu können. In seiner wöchentlichen Videobotschaft verurteilte er am Sonntagabend einen russischen Luftangriff auf die westukrainische Großstadt Ternopil. Bei der Attacke starben vor wenigen Tagen Behördenangaben zufolge 26 Zivilisten. 

"Was wir in Ternopil gesehen haben, geht weit über den Begriff 'Krieg' hinaus", so das Oberhaupt der mit Rom verbundenen ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Es sei kein Krieg mehr zwischen Streitkräften, sondern "vorsätzlicher Massenmord an der Zivilbevölkerung".

Beratungen in Genf über 28-Punkte-Plan

US-Präsident Donald Trump hatte der Ukraine einen 28-Punkte-Plan vorgelegt, der Russland weit entgegenkommt. In Genf in der Schweiz berieten Vertreter Washingtons und Kiews am Sonntag über diesen Plan. 

"Beide Seiten bekräftigten ihre Bereitschaft, weiterhin zusammenzuarbeiten, um einen Frieden zu sichern, der die Sicherheit, Stabilität und den Wiederaufbau der Ukraine gewährleistet", hieß es in einer in der Nacht zu Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des Weißen Hauses in Washington und des Präsidialamts in Kiew.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA