Ukrainische Kirche setzt pro-russische Bischöfe ab

In den Ruhestand

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hat drei der pro-russischen Propaganda beschuldigte Metropoliten ihres Amtes entbunden. Das Leitungsgremium begründete die Entscheidungen nicht mit den Vorwürfen, sondern mit schlechter Gesundheit.

Priester der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats tragen Mundschutzmasken zu Ostern am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. Eine Kerze brennt vor ihnen. / © Sergey Korovayny (KNA)
Priester der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats tragen Mundschutzmasken zu Ostern am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. Eine Kerze brennt vor ihnen. / © Sergey Korovayny ( KNA )

Die bisherigen Metropoliten Elischa (49) von Isjum und Kupjansk sowie Joseph (44) von Romny und Buryn im Nordosten der Ukraine setzten sich laut Medienberichten in den vergangenen Monaten nach Russland ab und wurden nun in den Ruhestand versetzt.

Moskauer Patriarch nennt Gegner Russlands "Kräfte des Bösen"

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., hat die Gegner Russlands als "Kräfte des Bösen" bezeichnet. "Wir dürfen uns nicht von dunklen und feindlichen äußeren Kräften verhöhnen lassen", betonte er laut dem auf der Internetseite der Kirche veröffentlichten Manuskript in seiner Predigt am Sonntag.

Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Beim dritten des Amtes enthobenen Metropoliten, Ioasaf (61) von Kropywnyzkyj und Nowomyrhorod im Zentrum der Ukraine, soll der Inlandsgeheimdienst Beweise für pro-russische Aktivitäten gefunden haben. Ioasaf wird jedoch weiter in der Metropolie Kiew tätig sein. Der in die Kritik geratene Leiter des Kiewer Höhlenklosters, Metropolit Pawlo, behält indes sein Amt. Über seine Absetzung war zuvor spekuliert worden.

Scharfe Verurteilungen von beiden Seiten

Ukrainische Politiker werfen der Kirche seit langem vor, Kreml-Chef Wladimir Putin im Kampf gegen die Ukraine zu unterstützen. Die Kirche unterstand bis Ende Mai dem orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I., einem Verbündeten Putins, erklärte sich dann aber als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg für unabhängig. Ihr Oberhaupt, Metropolit Onufri, verurteilte den russischen Überfall scharf.

Der ukrainische Inlandsgeheimdienst beschlagnahmte am Dienstag bei einer Razzia im Kiewer Höhlenkloster und zwei anderen Einrichtungen der Kirche in der Westukraine nach eigenen Angaben "pro-russische Literatur", die die imperiale Lehre "russische Welt" (russkij mir) propagiert. Insgesamt rund 350 Kirchengebäude und 850 Personen habe man kontrolliert. Der SBU fand aber keine Waffen, obwohl er demnach nach ihnen gesucht hatte.

Weiterer Schritt zur Eigenständigkeit

Die Kirche machte bei ihrer Sitzung am Mittwoch einen weiteren Schritt zur Eigenständigkeit. Sie beschloss die eigene Weihe von Myron, also des bei einigen Gottesdiensten verwandten Salböls. Bisher bezog sie Myron aus Moskau. Nur bis 1917 war das heilige Myron im Kiewer Höhlenkloster geweiht worden. Dabei handelt es sich um ein Privileg autokephaler, also unabhängiger Kirchen.

Die Mehrheit der Ukrainer ist orthodox. Sie gehören im Wesentlichen der Ende 2018 gegründeten autokephalen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" und der vormals dem Moskauer Patriarch unterstehenden "Ukrainischen Orthodoxen Kirche" an. Laut Umfragen bekennen sich deutlich mehr Ukrainer zur neuen Orthodoxen Kirche der Ukraine als zu Onufris Kirche.

Quelle:
KNA