Ukrainisch-katholischer Erzbischof kritisiert den Westen

"Nie mehr die Sklaven Russlands sein"

Die Ukrainer wollen nach Worten des ukrainisch-katholischen Erzbischofs Borys Gudziak "nie mehr die Sklaven Russlands sein". Der russische Angriff habe die ukrainische Nation geeint, sagte der ukrainische Erzbischof von Philadelphia.

 Borys Gudziak, ukrainisch-katholischer Erzbischof von Philadelphia / © Tyler Orsburn (KNA)
Borys Gudziak, ukrainisch-katholischer Erzbischof von Philadelphia / © Tyler Orsburn ( KNA )

Der "pathologische russische Imperialismus" müsse gestoppt werden, so Gudziak im Interview der Presseagentur Kathpress (Dienstag), der sich zurzeit bei der Vollversammlung der ukrainischen katholischen Bischöfe im polnischen Przemysl aufhält.

Hier in Polen erkennten viele Menschen die wahre Dimension des Krieges und unterstützten die Ukrainer, "weil sie wissen, dass diese auch für die Freiheit Polens ihr Leben geben", sagte der Erzbischof. Diese Erkenntnis müsse sich in den anderen Ländern des Westens durchsetzen. Wladimir Putin müsse den Krieg in der Ukraine verlieren; dazu gebe es keine Alternative.

Enttäuscht vom Papst

Es sei für ihn zudem absolut unverständlich, so Gudziak, dass es im Westen immer noch gewisse konservative christliche Kreise gebe, die Putin und dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. abnähmen, dass sie "christliche Werte verteidigten". Auch von der für sie nicht eindeutigen Haltung des Papstes seien die Ukrainer enttäuscht, sagte der Bischof.

Vom Westen mehr erwartet

Der Westen habe wohl immer noch nicht verstanden, dass sich die Ukraine bereits seit 2014 im Krieg befinde. Viel zu lange habe man nicht wahrhaben wollen, "wer Wladimir Putin wirklich ist". Wenn die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel sage, dass sich Putin zuletzt verändert habe, dann sei das nicht ernst zu nehmen.

Putin habe seit seinem frühen Beitritt zum KGB seine Seele an den Teufel verkauft, sagte der Erzbischof; er behaupte auch schon seit rund 20 Jahren, dass die Ukraine kein Recht auf eine eigene Existenz besitze und der Zerfall der Sowjetunion der größte Fehler der jüngeren Geschichte gewesen sei. Die Ukraine sei das Epizentrum einer sich dramatisch verändernden Welt, so Gudziak.

Polen zählt 2,3 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind rund 2,3 Millionen Menschen ins Nachbarland Polen geflüchtet. Das teilte der polnische Grenzschutz am Sonntag via Twitter mit. Allein am Samstag seien mehr als 31.000 Personen gezählt worden.

Aus Polen kommend überquerten den Angaben zufolge seit 24. Februar rund 339.000 Menschen die Grenze zur Ukraine. Dabei handelt es sich zumeist um ukrainische Staatsbürger, die in ihre Heimat zurückkehren. Einige schließen sich den Streitkräften im Kampf gegen Russland an. Andere wollen sich um Familienangehörige kümmern.

 © Victoria Jones (dpa)
© Victoria Jones ( dpa )

 

Quelle:
KNA