Morgenimpuls von Schwester Katharina

Über das Gesetz der Freiheit

Wenn wir Gottes Gesetze einhalten, erhalten wir Gottes Gunst. So steht es in der Bibel. Heißt das, wir können uns die Gunst Gottes einfach erkaufen? Nein, sagt Schwester Katharina, aber es ist eine Aufforderung an sich zu arbeiten.

Symbolbild: Freiheit / © Gts (shutterstock)

Die heutige Lesung der Laudes ist sehr aktuell: "Redet so und handelt so wie Leute, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht."

Das Gesetz der Freiheit – das klingt in unseren Ohren natürlich toll. Wir finden diese Formulierung nur bei Jacobus. Aber Spuren dieses Gesetzes der Freiheit finden wir im kompletten neuen Testament. Paulus schreibt über dieses Gesetz, als er sagt, dass er dem Gesetz Christi unterworfen ist. Es geht aber nicht darum Gottes Gesetze einzuhalten, um sich Gottes Gunst zu erkaufen.

Es ist allerdings auf der anderen Seite auch ein Trugschluss, wenn wir als Christen denken, wir könnten machen, was wir wollen. Das Gegenteil ist eigentlich der Fall. Wenn wir Jesus unser Leben geben, regiert er in uns, nicht wir. Er ist unser Gesetz geworden und wir können nicht mehr machen, was wir wollen, sondern wir sind gehalten zu tun, was er will.

Für jeden, der nach diesem Gesetz Christi lebt, ist Barmherzigkeit das absolut Wichtigste. Wir entkommen Gottes Gericht nur durch die Barmherzigkeit Gottes und sollen deshalb anderen dieselbe Barmherzigkeit zuteilwerden lassen. Der Zusammenhang zwischen unserer Barmherzigkeit, Gottes Barmherzigkeit und dem Gericht zeigt an, dass es nicht nur um das letzte Gericht geht, um das Ende, sondern auch um all die großen und kleinen Gelegenheiten, in denen wir über andere zu Gericht sitzen.

Unser Volksmund spricht ja davon, dass wir mit jemandem hart ins Gericht gehen. Wenn man so seinen Unmut bekundet und mit jemandem schimpft. Wenn wir Gottes Barmherzigkeit in einer Hinsicht mal erlebt haben, in der ein Gericht angemessener wäre, dann sollten auch wir in solchen Situationen barmherzig sein. Menschen, an denen Gott seine Güte und sein Erbarmen erwiesen hat, dürften eigentlich nicht selbstgerecht und unbarmherzig sein. Wo wir es noch sind, sollten wir mal dringend schauen, dass wir diese Haltung überdenken.


Schwester Katharina / © Alexander Foxius (DR)
Schwester Katharina / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR