TV-Nonne Nina Hoger über Kirche und die Rolle als Ordensoberin

"Ich verkörpere einen Menschen, nicht einen Glauben"

Jubiläum bei "Um Himmels Willen": Nina Hoger gehört seit drei Jahren fest zum Team. Mittlerweile ist aus Schwester Theodora Mutter Oberin geworden. Die Katholische Nachrichten-Agentur sprach mit ihr über ihre Rolle, ihre Beziehung zur Kirche und Papst Franziskus.

Schauspielerinnen Nina Hoger (Oberin Theodora, l.) und Janina Hartwig (Schwester Hanna) bei Dreharbeiten für "Um Himmels Willen" / © Ursula Düren (dpa)
Schauspielerinnen Nina Hoger (Oberin Theodora, l.) und Janina Hartwig (Schwester Hanna) bei Dreharbeiten für "Um Himmels Willen" / © Ursula Düren ( dpa )

KNA: Frau Hoger, als Mutter Oberin sind Sie in der 16. Staffel fest etabliert. Hatten Sie Einfluss auf den Charakter von Schwester Theodora?

Nina Hoger (Schauspielerin): Nicht wirklich, da die Bücher vorliegen. Meine Aufgabe ist es, die Rolle, auch wenn es eine kleinere ist, beim Drehen mit meiner Eigenart und mit Leben zu füllen.

KNA: Im Gegensatz zu Gaby Dohm, die die schöngeistige Mutter Baronin verkörperte, zog mit Theodora wieder Nüchternheit ein. Oder wie würden Sie den Gegensatz beschreiben?

Hoger: Ich bin als Oberin ein bisschen pragmatischer und setze nicht so viel auf Prunk. Mit einem Flügel im Büro und einem großen Auto ist es jetzt vorbei. Ich stehe mehr für die moderne Bescheidenheit.

Persönlich gefällt mir das gut.

KNA: Damit liegt die neue Oberin des fiktiven Magdalenenordens auf einer Linie mit Papst Franziskus, der für eine Kirche der Armen eintritt.

Hoger: In erster Linie geht es in dieser Serie darum, Menschen in Not, die in der Gesellschaft zu kurz gekommen sind, zu helfen. Als Oberin hat diese Theodora sehr viel Empathie für andere Menschen.

Natürlich gibt es, das ist ja das Merkmal der Reihe, immer ein bisschen Geklüngel. Der Orden ist ja auch in permanenter Geldnot, so dass stets um das Kloster Kaltenthal gefeilscht wird. Denn wenn man Menschen helfen will, braucht man eben auch ein bisschen Kleingeld.

KNA: Haben Sie durch Ihre Rolle persönlich einen neuen Blick auf diese Dinge bekommen?

Hoger: Ehrlich gesagt: nein. Diese Sicht hatte ich schon vorher, dass man mit großer Offenheit auf andere Menschen zugehen muss. Ich finde immer, Hilfe ist selbstlos. Natürlich kann man ein "Danke" erwarten, aber nicht, dass der andere sich dann in einer bestimmten Weise zu verhalten hat. Menschen sind sehr eigen, und wenn man ihnen helfen will, darf man nicht davon ausgehen, dass sie auf den Knien vor einem rumrutschen.

KNA: Sie stünden der Kirche kritisch gegenüber, war zu lesen. Hat sich da was verändert?

Hoger: Es ist mein Beruf, dass ich eine Figur wie die Mutter Oberin, die ich ernst nehme und mag, spiele. Aber ich verkörpere ja nicht einen Glauben in der Figur, sondern einen Menschen. Ich stelle einen Menschen dar, der mit großer Humanität und Demut einen Orden leitet.

Und dieser Mensch verkörpert etwas, was im besten Sinne christlich ist. Jeder kann glauben, was er will, aber er soll nicht anfangen zu missionieren. Ich kann es grundsätzlich nicht leiden, wenn andere einem ihre Meinung aufdrängen wollen.

KNA: Gerade Kritiker der Kirchen waren zuletzt wieder stolz auf sie wegen des Einsatzes für Flüchtlinge...

Hoger: Ich arbeite selber in einer Flüchtlingsinitiative und finde es sehr wichtig, dass beide Kirchen voranschreiten und sagen: Es ist unsere humanitäre Pflicht zu helfen. Diese Offenheit gefällt mir.

Große Teile der Gesellschaft sind es nämlich nicht. Wir haben mit großen Vorurteilen zu kämpfen.

KNA: Und was sagen Sie zu Papst Franziskus?

Hoger: Der ist offen und kritisch, zudem traut er sich Dinge zu sagen, die bisher verschwiegen wurden. Natürlich gibt es einiges in der katholischen Kirche aufzuarbeiten. Denn für Vergewaltigung von Kindern gibt es keine Entschuldigung. Ich finde es richtig, solche Themen nicht unter den Tisch zu kehren, sondern darüber zu sprechen.

Großartig ist auch, dass der Papst nach Lesbos fährt und von dort zwölf syrische Flüchtlinge mitnimmt nach Rom.

KNA: Welche Bedeutung hat für Sie die Kirche?

Hoger: Ich bin konfessionslos erzogen worden. Kirche hat in unserer Familie nie eine Rolle gespielt. Dennoch besuche ich gerne Kirchen.

Die katholischen Kirchen sind natürlich von einer unheimlichen Schönheit und Pracht. Manchmal erschlägt es mich auch, wenn die Kirche sehr groß ist und der Mensch dadurch sehr klein wird. Denn ich bin immer auf ein Gleichgewicht aus. Vor 20 Jahren ist eine mir sehr nahestehende Freundin viel zu früh gestorben, seither habe ich mir angewöhnt, egal wo ich bin, immer in eine Kirche zu gehen und eine Kerze für sie anzustecken. Zuletzt habe ich das im Turiner Dom gemacht.

KNA: Und wie kommen Sie mit dem Habit zurecht?

Hoger: Ich habe mich daran gewöhnt. Manchmal, wenn es bei den Dreharbeiten sehr warm ist und man unter dem Schleier auch nichts hören kann, kommt es einem wie in einem Vakuum vor. Aber ansonsten fühle ich mich darin sehr wohl.

Das Interview führte Barbara Just.


Quelle:
KNA