Pfarrer Anton Otte gestorben

Tschechisch-deutscher Brückenbauer

Anton Otte, als tschechisch-deutscher Brückenbauer bekannter katholischer Pfarrer, ist tot.

Blick auf die Karlsbrücke in Prag / © Adisa (shutterstock)
Blick auf die Karlsbrücke in Prag / © Adisa ( shutterstock )

Der gebürtige Sudetendeutsche starb bereits am 29. Dezember mit 82 Jahren im oberfränkischen Scheßlitz, wie Radio Prag und die Pfarrgemeinde Prag berichten. Der Priester des Erzbistums Bamberg wird am Freitag in der fränkischen Bischofsstadt beigesetzt. Für sein Engagement erhielt der Geistliche hohe Auszeichnungen in Deutschland und Tschechien.

Für die Ackermann-Gemeinde, einen nach dem Zweiten Weltkrieg in München entstandenen Zusammenschluss katholischer Vertriebener aus Böhmen, Mähren und Schlesien, baute Otte ab 1991 ein Büro in Prag auf. "Versöhnung war das Lebensthema von Toni Otte", sagte der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Martin Kastler. Dass er in Deutschland wie in Tschechien hohes Ansehen genossen habe, sei dennoch keine Selbstverständlichkeit. Allzu oft sei er auf beiden Seiten auf Ablehnung gestoßen, wenn er für gegenseitiges Verständnis und Dialog geworben habe.

Otte wurde 1939 im schlesischen Weidenau (Vidnava) geboren. Zu Kriegsende musste er miterleben, wie sein Vater nach dem Todesurteil eines tschechischen Gerichts hingerichtet wurde. Seine Familie wurde zunächst nicht vertrieben, Otte lernte tschechisch und die Zweisprachigkeit schätzen, wie er später einmal sagte. Das kommunistische Regime der Tschechoslowakei verwehrte dem Katholiken das Studium, 1960 verließ er mit seiner Familie als Spätaussiedler seine Heimat.

Otte setzte auf Versöhnung

Nach dem Theologiestudium in Königstein im Taunus, in Wien und Bamberg, wo er 1967 zum Priester geweiht wurde, wirkte er als Pfarrer, Religionslehrer und Gefängnisseelsorger in Franken.

Nach der Samtenen Revolution von 1989 schickte die Ackermann-Gemeinde den Priester 1991 nach Prag. Otte vernetzte die Heimatvertriebenen gegen erhebliche Widerstände von deutscher, aber auch tschechischer Seite mit wichtigen Persönlichkeiten in Kirche, Politik und Gesellschaft. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz baute er in Prag die Seelsorgsstelle für deutschsprachige Katholiken, die heutige Deutschsprachige Katholische Pfarrgemeinde in Prag, auf.

Ein Höhepunkt von Ottes Wirken war die Ernennung zum Ehrendomherrn und von 2011 bis 2014 zum Propst des Königlichen Kollegiatskapitels Sankt Peter und Paul in Prag. Der Repräsentant der Ackermann-Gemeinde in der tschechischen Hauptstadt gehörte dem Kapitel seit 2001 an. Mit seiner Wahl zum Propst stand erstmals seit mehr als 130 Jahren wieder ein deutscher Geistlicher an der Spitze des zweitwichtigsten Kapitels in Böhmen.

 

Quelle:
KNA