Bischöfe hoffen auf Bekenntnis der Katholiken bei Volkszählung

Tschechien zählt durch

Katholiken Böhmens, Mährens und Schlesiens sollen sich bei der am 27. März beginnenden Volkszählung ausdrücklich zur Kirche bekennen. Dazu rufen die Bischöfe in Tschechien auf. Sonst werde die Kirche "ein weniger bedeutender Partner".

Symbolbild Umfrage, Fragebogen / © jannoon028 (shutterstock)
Symbolbild Umfrage, Fragebogen / © jannoon028 ( shutterstock )

Die Bischöfe in Tschechien rufen die Katholiken Böhmens, Mährens und Schlesiens auf, sich bei der am 27. März beginnenden Volkszählung ausdrücklich zur Kirche zu bekennen. Je weniger Personen sich als Katholiken deklarieren, desto kleiner werde ihre Kirche in den Augen des Staates sein, heißt es laut der Presseagentur Kathpress in einer Prager Erklärung der Bischöfe. Sie werde "ein weniger bedeutender Partner", mit dem man weniger rechne und dessen Stimme weniger gehört werde.

Angaben der Religionszugehörigkeit bei Volkszählung 2011

Bei der Volkszählung 2011 hatten rund 45 Prozent der Bevölkerung überhaupt keine Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit gemacht. Rund ein Fünftel erklärte sich einer Kirche oder Religionsgemeinschaft zugehörig; etwa ein Drittel bezeichnete sich ausdrücklich als bekenntnislos.

Staatliche Behörden, Medien und Gesellschaftswissenschaften hätten seither die Zahl der Katholiken im Land stets mit 1,08 Millionen unter den damals 10,4 Millionen Tschechen angegeben, so die Bischöfe. Eine von der Bischofskonferenz 2020 publizierte und "von der fachlichen Öffentlichkeit akzeptierte" Statistik habe hingegen ergeben, dass die Zahl der katholisch Getauften 4,59 Millionen und damit 43 Prozent der Bevölkerung betrage.

Viele Einwände gegen die katholische Kirche

Getaufte, die sich aber bei der Volkszählung nicht als katholisch bezeichnen, brächten viele Einwände vor, so die Bischöfe. So heiße es oft, die Kirche sei "verdorben und diskreditiert" und verdiene kein Bekenntnis. Tatsächlich müsse "die menschliche Seite der Kirche nicht für jedermann attraktiv sein"; doch höre sie nicht auf, "eine Gemeinschaft mehr oder weniger sündhafter Leute rund um Christus zu sein", betonten die Bischöfe. Sie bedürfe einer steten Erneuerung. Sich zu distanzieren sei aber nicht hilfreich dabei.

Katholische Kirche mit Abstand größte Religionsgemeinschaft Tschechiens

Auch angesichts des dramatischen Rückgangs bei der Angabe der Konfession römisch-katholisch ist die katholische Kirche die mit Abstand größte Religionsgemeinschaft Tschechiens. Allerdings hatten 2001 noch 26,8 Prozent der Bevölkerung "römisch-katholisch" angegeben (1991: 39 Prozent). In West- und Nordböhmen ist die Entchristlichung am weitesten vorangeschritten; viele Kirchen dort sind verwaist. In Mähren sind dagegen noch Reste einer katholischen Volkskirche erkennbar.

Die massive Kirchenverfolgung während der kommunistischen Herrschaft (1946-1989) brachte der unterdrückten Kirche im Prager Frühling (1968) und in den Jahren der Wende um 1989 nur vorübergehend Respekt ein. Seither ist sogar das sogenannte Restitutionsgesetz, mit dem der Kirche im Kommunismus enteignete Immobilien und Grundstücke zurückerstattet werden sollen, seit langem ein politischer Zankapfel.

Evangelische Kirche sei zweitgrößte Konfession Tschechiens

Zweitgrößte Konfession Tschechiens ist laut der Volkszählung von 2011 die reformierte Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder mit 52.000 Mitgliedern oder 0,5 Prozent der Bevölkerung (zehn Jahre zuvor noch 117.000, 1991: 204.000), gefolgt von der Hussitischen Kirche mit 39.000 Mitgliedern (zehn Jahre zuvor noch 99.000, 1991: 178.000).


Quelle:
KNA