Trumps Jerusalem-Erklärung überschattet Weihnachten

Hoffnung auf Gäste zum Christfest

Die Transparente vor der Geburtskirche am Krippenplatz in Bethlehem sind deutlich: "Jerusalem wird immer ewige Hauptstadt Palästinas sein". Darunter Unterschriftenlisten für einen politischen "Weihnachtsappell".

Autor/in:
Johannes Schidelko
Advent in Israel  / © Nir Alon (dpa)
Advent in Israel / © Nir Alon ( dpa )

Die Spannungen der vergangenen Wochen, nachdem Donald Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannte, haben den Geburtsort Jesu und auch das christliche Hochfest in Bethlehem selbst erfasst. Mit der Erklärung des US-Präsidenten habe sich der Besucherstrom nahezu dezimiert, klagt ein Händler auf der zur Geburtskirche führenden Straße "Paul VI." Im Oktober seien 50 Touristenbusse pro Tag gekommen; in den vergangenen Tagen seien es gerade 5 gewesen. "Die Touristen besuchen seither nur noch Israel", meint der Händler; "sie kommen nicht mehr nach Palästina".

Am Tag vor Heiligabend sind dann aber doch wieder Besucher- und Pilgergruppen zu sehen. Nach vielen Stornierungen der vergangenen Wochen sollen die Hotels zu den Weihnachtstagen selbst gut ausgelastet sein. Allerdings gab es auch am Samstagnachmittag in der Nähe des Checkpoints nach Jerusalem Zusammenstöße; Tränengas kam zum Einsatz.

Normaler Einkaufsbetrieb

Bis auf den großen Christbaum auf dem Krippenplatz vermisst man in der Geburtsstadt Jesu weitere Weihnachtsdeko. In den Straßen herrscht scheinbar normaler Einkaufsbetrieb. Ohnehin ist der Anteil der christlichen Bevölkerung Bethlehems in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Zwar lebt weiter fast die Hälfte der 51.000 palästinensischen Christen im Großraum Bethlehem; in der Stadt selbst machen sie aber nicht mal mehr ein Drittel aus.

Das öffentliche Bild werde sich am Heiligabend selbst noch deutlich ändern, meint eine Angestellte des «Peace Center», vor dessen Eingangsfront bei den Papstbesuchen, zuletzt 2014 von Franziskus, jeweils der Altar aufgestellt war. Am Sonntag um die Mittagszeit trifft der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem in Bethlehem ein. Anders als seine Vorgänger will Erzbischof Pierbattista Pizzaballa Teile der Wegstrecke durch die Stadt zu Fuß zurücklegen.

Figur des Jesuskindes kommt in die Geburtsgrotte

Nach einem Wortgottesdienst kommt er mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zum Abendessen zusammen. Um Mitternacht feiert er dann in der lateinischen Katharinenkirchen die Christmette, in Erinnerung an die Geburt Christi vor gut 2.000 Jahren. Anschließend legt er die Figur des Jesuskindes in die benachbarte Geburtsgrotte. Die Zutrittskarten für diese Messe, die via TV in alle Welt übertragen wird, sind seit Wochen vergeben.

Bei einer Pressekonferenz vor wenigen Tagen beklagte Pizzaballa die Abwesenheit der Politik in der Region. Es fehle an konkreten Visionen und Perspektiven für die Zukunft. Dies sei Ursache für die Frustration der Menschen. Zudem müsse natürlich die Gewalt der vergangenen Tage komplett aufhören - und man eine neue, konstruktive Diskussion über Jerusalem beginnen.

Botschaft mit politischem Signal

Abbas, der wie in den vergangenen Jahren auch an der lateinischen Christmette teilnehmen dürfte, hatte in seiner Weihnachtsbotschaft den palästinensischen Christen für ihren Beitrag für die Gesellschaft gedankt; für ihre Arbeit, ihre Worte der Hoffnung, aber auch für ihre Institutionen, die allen Bürgern unterschiedslos zugute kämen. Sie seien wichtiger Teil der Gesellschaft.

Mit dieser Botschaft verband Abbas aber auch ein politisches Signal: Er werde die USA nicht mehr als Friedensmittler im Nahen Osten akzeptieren und sich nicht an einem künftigen Friedensplan Trumps beteiligen. Dieses Weihnachtsfest markiere das 50. Jahr unter israelischer Besatzung, erinnerte er. Besetzung und Exil seien eine anhaltende Realität für mehr als 12 Millionen Palästinenser in der Welt. Viele von ihnen seien "Teil der ältesten Christengemeinde weltweit". Bethlehem sei derzeit von 18 illegalen Siedlungen umgeben.

Hoffnung dieser Tage

Eine dritte Intifada, die nach Trumps Jerusalem-Erklärung mitunter befürchtet worden war, scheint derzeit zwar nicht im Raum zu stehen. Ob oder wann sich die Lage aber ganz normalisiert, ist auch nicht absehbar. Zuvor hatte der Tourismus in den Palästinensergebieten geboomt wie seit langem nicht mehr. Tourismusminister Rola Maaya sprach von 2,7 Millionen Besuchern; 1,2 Millionen hätten wenigstens einmal in Bethlehem übernachtet. Dass das schon bald wieder so wird, ist Bethlehems große Hoffnung dieser Tage.


Quelle:
KNA