Trotz Krise: Bundesbürger hatten 2009 ein großes Herz

Spenderwerbung wird immer teurer

Hilfsorganisationen beklagen derzeit sinkende Antwort-Quoten auf ihre Spendenbitten und damit steigende Kosten für die Werbung. Besonders vor Weihnachten flattern den rund 39 Millionen Haushalten in Deutschland unzählige Spendenbriefe und Spendenmails ins Haus. Die Konkurrenz wird größer, der Spendenkuchen nicht.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Von der Caritas bis zu den SOS-Kinderdörfern und dem
Tierschutzverein: Allein rund 280 Millionen «Mailings» genannte Bittbriefe verschicken Hilfsorganisationen, Kirchen und Stiftungen pro Jahr. Dazu kamen 2007 mehr als 2,5 Millionen Telefonanrufe bei möglichen Spendern, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg ermittelt hat.

Dabei wird die Konkurrenz um den seit Jahren fast gleich bleibenden Gesamt-Spendenkuchen von 4,5 bis 5 Milliarden Euro und damit auch der Wettbewerb um die Spender in Deutschland immer größer. Hilfsorganisationen beklagen derzeit sinkende Antwort-Quoten auf ihre Spendenbitten und damit steigende Kosten für die Werbung: «Derzeit kostet es zwischen 100 und 200 Euro, einen neuen Spender zu werben», weiß der Kölner Professor für Sozialmanagement, Michael Urselmann. Das lohne sich nur, wenn sich der Spender auch langfristig binden lasse.

Nach wie vor allerdings bleibt der Spendenmarkt in Deutschland ziemlich stabil - erstaunlich, angesichts der anhaltenden
Wirtschafts- und Finanzkrise. In den vergangenen zwölf Monaten spendeten 39 Prozent der deutschsprachigen Bundesbürger über 14 Jahre an nationale und internationale Hilfsorganisationen, wie der «Deutsche Spendenmonitor» kürzlich mitteilte. Von Oktober 2008 bis Oktober 2009 haben damit rund 25 Millionen Personen Privatspenden im Wert von rund 2,9 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen in diesem Bereich gespendet.

Das waren zwar gut zwei Millionen Spender weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Allerdings haben diejenigen, die gespendet haben, mit 115 Euro pro Kopf deutlich mehr gegeben, als die Spender im Vorjahr (102 Euro). Die Gesamtspendensumme von rund 2,9 Milliarden Euro liegt damit trotz Krise um rund 100 Millionen Euro höher als im Vorjahr.

Ähnliche Trends bei leicht abweichenden Zahlen ermittelte die GfK in ihrer Anfang Oktober für den Deutschen Spendenrat veröffentlichten Studie für den Zeitraum von 2008 und das erste Halbjahr 2009. Danach bewegt die Spender weiter am meisten die humanitäre Hilfe. Etwas höheres Interesse verzeichnete 2008 der Kultur- und Denkmalschutz. Zugleich gaben die Deutschen mehr zur Unterstützung von Kindern und an kirchliche Werke. Die Kirchen erhielten insgesamt 35,1 Prozent des Spendenaufkommens (gegenüber 33,2 Prozent 2007). Auf den Bereich Kinder entfielen 22,6 Prozent (gegenüber 21,9 Prozent). Allerdings verlagert sich die Zuwendung teilweise weg von Organisationen hin zu bedürftigen Menschen im persönlichen Umfeld.

Die Not- und Katastrophenhilfe erhielt laut GfK 18,6 Prozent.
Weitere Spenden gingen an die Bereiche «Krankheit und Behinderung» (11,2 Prozent), langfristige Entwicklungsprojekte (8,2 Prozent) und Sonstiges (4,2 Prozent). Unternehmensspenden, Testamente sowie Parteispenden wurden nicht berücksichtigt.

Die ältere Generation spendet laut GfK weiterhin am meisten. So wurden laut Studie 55,3 Prozent des Aufkommens von Menschen über 60 Jahren und weitere 16,3 Prozent von den 50- bis 59-Jährigen erbracht. Daraus erklärt sich für Adler auch eine gewisse Krisenresistenz bei den privaten Spendern, da von der Krise am meisten betroffene Haushalte schon bisher kaum zu den Spendern gehörten.