Tröglitzer Pfarrer mit Osterbotschaft nach Brandanschlag auf Asylbewerberheim

"Osterfeuer ist das Licht des Lebens"

Nach dem Brandanschlag auf ein zukünftiges Asylbewerberheim in Tröglitz will sich der für den Ort zuständige Pfarrer Thomas Friedrich mit seiner Gemeinde für die Asylbewerber einsetzen. Das sagt Friedrich im domradio.de-Gespräch.

Ausgebrannter Dachstuhl des Asylbewerberheims in Tröglitz (dpa)
Ausgebrannter Dachstuhl des Asylbewerberheims in Tröglitz / ( dpa )

domradio.de: Was war Ihr erster Gedanke als Sie von dieser barbarischen Tat erfahren haben?

Pfarrer Thomas Friedrich: Das erste Wort, das mir einfiel, war "unfassbar". Wie geht das? Es war so ein Erschrecken da, passend zur Stimmung an Karsamstag. Wie konnte es so weit kommen? Wie konnten diese Abneigungen in diesem Feuer ihren Ausdruck finden? Ich persönlich war ein bisschen gelähmt und habe mich gefragt, was ich der Gemeinde nun zu Ostern verkünden kann.

domradio.de: Haben Sie Ihre Predigt umgeschrieben?

Friedrich: Die Predigt als solche habe ich nicht umgeschrieben, aber beim Osterfeuer habe ich gesagt: Wir haben jetzt das Licht entzündet, das uns sagen will, dass Christus das Leben will und das ist ein anderes Feuer, als das, das in der vergangenen Nacht Asche gebracht hat. Wir wollen unser Licht dagegen setzen, das ein Licht des Lebens ist.

domradio.de: Bei Ihnen gibt es nur zwei Prozent Katholiken. Das bedeutet, dass es sicher sinnvoll ist, wenn die Kirchen zusammenarbeiten. Gibt es gemeinsame Aktionen oder Pläne? 

Friedrich: Seit diesen sogenannten Abendspaziergängen gegen das Asylbewerberheim gibt es immer schon als Gegenaktion das Friedensgebet in der Evangelischen Kirche. An denen nimmt auch unsere Gemeinde teil. Im Rahmen dieser Friedensgebete ist die Initiative "Miteinander, Füreinander" gegründet worden. Diese Initiative hat eine sogenannte Tröglitzer Erklärung verfasst, in der zum Ausdruck gebracht wird, dass Tröglitz offen sein möchte für die Asylbewerber und für die Fremden, die kommen. Die habe ich als Gemeindepfarrer auch unterschrieben. Wenn die Asylbewerber kommen, werden wir als Gemeinde sie sicher willkommen heißen und uns nach Kräften einbringen.

domradio.de: Jetzt wird auch Ihr Landrat Götz Ulrich bedroht, weil er sich weiter für die Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt. Per Email soll ihm mit mit Enthauptung gedroht worden sein. Haben Sie Angst, auch auf dem Zettel der Neonazis zu stehen?

Friedrich: Bis jetzt habe ich diese Angst nicht. In der Anonymität des Netzes sagen Menschen sicher Dinge, zu denen sie nicht stehen. Ich denke, dass es jetzt ruhiger werden wird. Und wenn die Asylbewerber kommen, werden die Menschen sicher auch sagen: Wir sind kein brauner Ort, wir sind bunt.

 

Die Fragen stellte Tobias Fricke.


Quelle:
DR