Trierer Bischof sieht KI als Chance und Gerechtigkeitsfrage

Zwischen Freiheit und Abhängigkeit

Die Debatte zu Risiken und Chancen der KI dauert an. Ein Trierer Informatik-Professor führt an, dass die Grundlagen in Händen privater Firmen liegen. Und ärmere Länder könnten weiter zurückfallen. Das gelte es zu verhindern.

Künstliche Intelligenz (KI) - ChatGPT / © Kaspars Grinvalds (shutterstock)
Künstliche Intelligenz (KI) - ChatGPT / © Kaspars Grinvalds ( shutterstock )

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sollte aus Sicht des Trierer Bischofs Stephan Ackermann in allen Gesellschaften möglich sein. Es stelle sich die Frage, ob die Kluft zwischen reichen und ärmeren Ländern dadurch weiter vergrößert werden wird, sagte Ackermann am Montagabend in Trier. 

Bischof Stephan Ackermann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Stephan Ackermann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Es bedürfe eines Zugangs zu KI auch für solche Gesellschaften, die nicht über Mittel wie etwa Deutschland verfügten. Nutzer der neuen Technik müssten sich die Frage stellen, ob ihre individuelle Freiheit durch die Nutzung von KI wachse - oder der Mensch dadurch in eine Abhängigkeit gerate. Es gelte zudem zu prüfen, ob der eigene Entscheidungsraum möglicherweise kleiner werde.

Predigt von einer KI

Ackermann verwies bei einem wissenschaftlichen Symposium auf Chancen und Möglichkeiten, etwa eine Predigt durch eine KI-Anwendung verfassen zu lassen. Im Selbstversuch habe er festgestellt, dass das durchaus möglich sei, so der Bischof - auch wenn er die dabei herausgekommene Predigt letztlich nicht gehalten habe. "Das, was da rauskam, das war okay."

Allerdings stellten sich dabei Fragen, wie etwa die der genutzten Quellen für den Text. "Da bekomme ich zwar ein wunderbares Produkt, kann aber nicht sehen - wie ist dieses Produkt zustande gekommen?" Es bedürfe daher auch weiterhin eines kritischen Denkens, um nicht unbewusst auf Dinge hereinzufallen, welche durch KI-Lösungen angeboten werden.

Informatiker: Schräglage durch Privatisierung

Der Informatik-Professor Benjamin Weyers führte aus, dass aktuelle KI-Anwendungen wie ChatGPT und Co. als solche frei zugängig seien, aber die Grundlagen dieser Technik nicht. «Die Daten liegen historisch bei privaten Firmen.» Die bedeute eine gewisse Schräglage, so der Wissenschaftler der Trierer Universität.

Das Symposium unter dem Titel "Ethik und Künstliche Intelligenz" in der katholischen Markt- und Bürgerkirche Sankt Gangolf wurde von der Universität Trier und der Theologischen Fakultät Trier veranstaltet.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA