Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sollte aus Sicht des Trierer Bischofs Stephan Ackermann in allen Gesellschaften möglich sein. Es stelle sich die Frage, ob die Kluft zwischen reichen und ärmeren Ländern dadurch weiter vergrößert werden wird, sagte Ackermann am Montagabend in Trier.

Es bedürfe eines Zugangs zu KI auch für solche Gesellschaften, die nicht über Mittel wie etwa Deutschland verfügten. Nutzer der neuen Technik müssten sich die Frage stellen, ob ihre individuelle Freiheit durch die Nutzung von KI wachse - oder der Mensch dadurch in eine Abhängigkeit gerate. Es gelte zudem zu prüfen, ob der eigene Entscheidungsraum möglicherweise kleiner werde.
Predigt von einer KI
Ackermann verwies bei einem wissenschaftlichen Symposium auf Chancen und Möglichkeiten, etwa eine Predigt durch eine KI-Anwendung verfassen zu lassen. Im Selbstversuch habe er festgestellt, dass das durchaus möglich sei, so der Bischof - auch wenn er die dabei herausgekommene Predigt letztlich nicht gehalten habe. "Das, was da rauskam, das war okay."
Allerdings stellten sich dabei Fragen, wie etwa die der genutzten Quellen für den Text. "Da bekomme ich zwar ein wunderbares Produkt, kann aber nicht sehen - wie ist dieses Produkt zustande gekommen?" Es bedürfe daher auch weiterhin eines kritischen Denkens, um nicht unbewusst auf Dinge hereinzufallen, welche durch KI-Lösungen angeboten werden.
Informatiker: Schräglage durch Privatisierung
Der Informatik-Professor Benjamin Weyers führte aus, dass aktuelle KI-Anwendungen wie ChatGPT und Co. als solche frei zugängig seien, aber die Grundlagen dieser Technik nicht. «Die Daten liegen historisch bei privaten Firmen.» Die bedeute eine gewisse Schräglage, so der Wissenschaftler der Trierer Universität.
Das Symposium unter dem Titel "Ethik und Künstliche Intelligenz" in der katholischen Markt- und Bürgerkirche Sankt Gangolf wurde von der Universität Trier und der Theologischen Fakultät Trier veranstaltet.