Wie sich die Kirche im Corona-Jahr auf Weihnachten vorbereitet

Trend zu Open Air an Heiligabend

Selbst Menschen, die mit Kirche sonst nicht viel am Hut haben, zieht es an den Feiertagen in einen Weihnachtsgottesdienst. Und regelmäßige Kirchgänger erst recht. Deshalb werden nun coronataugliche Lösungen gesucht.

Autor/in:
Angelika Prauß
Strohstern am Christbaum in einer Kirche / © Lukas Barth (KNA)
Strohstern am Christbaum in einer Kirche / © Lukas Barth ( KNA )

Egal, was die Wochen vor Weihnachten coronamäßig noch bringen - in einem sind sich die Kirchen sicher: Das Fest der Geburt Jesu soll angemessen gefeiert werden können, nicht nur im privaten Rahmen. Möglichst viele Gläubige sollen - unter Einhaltung der gebotenen Hygiene- und Sicherheitsauflagen - an Weihnachtsgottesdiensten teilnehmen können.

Vier Christmetten an Heiligabend im Kölner Dom

Nach jetzigem Stand werden allein im Kölner Dom an Heiligabend vier Christmetten gefeiert. Damit soll trotz strenger Corona-Auflagen möglichst vielen Menschen ein Besuch ermöglicht werden. Teilnehmen können nach vorheriger Anmeldung bis zu 250 Gläubige. Das Erzbistum Berlin plant viele kleine Weihnachtsgottesdienste, auch in Kapellen, die auf kurzem Weg erreichbar seien, erklärte Erzbischof Heiner Koch. Wenn die Feiern im Freien abgehalten würden, sollten sie wegen der winterlichen Temperaturen kurz ausfallen. "Auf keinen Fall werden Kirchen geschlossen", kündigte der Erzbischof an.

Auch im Bistum Osnabrück soll es an Weihnachten mehr Gottesdienste geben. Laut einem Bericht der Bistumszeitung "Kirchenbote" sind auch Feiern in Reit-, Turn- und Schützenhallen, in Scheunen, auf Schulhöfen sowie auf öffentlichen Plätzen vorgesehen. Daneben zeichne sich ein deutlicher Trend zu Freilichtgottesdiensten ab, teils auch in ökumenischer Gemeinschaft, so das Blatt.

Gottesdienste im Freien

Auf Weihnachtsgottesdienste im Freien setzen auch katholische und evangelische Kirchengemeinden in Hamburg. Laut einem Zeitungsbericht sind etwa Christvespern und Krippenspiele vor Altenheimen geplant, auf Sport- und Parkplätzen, dem Fischmarkt am Hafen und im Millerntor-Stadion. Zudem wollten viele Gemeinden die Zahl der Weihnachtsgottesdienste verdoppeln oder gar verdreifachen, um mehr Menschen den Besuch zu ermöglichen. Denn theologisch und emotional hätten die Gottesdienste im Advent und zu Weihnachten eine große Bedeutung für die Menschen, erklärte Erzbischof Stefan Heße.

In Nürnberg ist an Heiligabend ein großer ökumenischer Weihnachtsgottesdienst im städtischen Marx-Morlock-Stadtion geplant. Normalerweise fasst das Stadion 50.000 Besucher, kostenlose Tickets können demnächst im Internet bestellt werden.

"Hausliturgie für Weihnachten" 

Trotz aller Bemühungen um Hygiene und Sicherheitsbestimmungen - manch einer wird sich an Weihnachten nicht in die Kirche oder zu Freiluftmessen trauen. Für Menschen, die sich keinem Infektionsrisiko aussetzen möchten, bringt die Deutsche Bischofskonferenz noch im November eine eigens angefertigte "Hausliturgie für Weihnachten" heraus.

Der gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) herausgegebene Flyer mit Weihnachtsevangelium, Weihnachtsliedern und Gebeten soll auch zum Download im Internet bereit stehen. Zudem werde die Bischofskonferenz eine halbe Million Exemplare in gedruckter Form an die Bistümer geben. Matthias Kopp, der Sprecher der Bischofskonferenz, wies auf die Unwägbarkeiten bei der Pandemie hin. Aber: "Weihnachten findet statt - in welcher Form auch immer."

Zudem bieten Kirchen ökumenische Materialien für Weihnachten in Corona-Zeiten an. Sie möchten sich damit gemeinsam "mit der tröstenden, zuversichtlichen und hoffnungsfrohen Botschaft des Weihnachtsfestes an alle Menschen in Deutschland" richten, hieß es in einer Erklärung. Auf der Internetseite www.gottbeieuch.de stellen die Kirchen unter anderem Anleitungen für ökumenische Weihnachtsaktionen für Gemeinden, Landeskirchen, Bistümer und Multiplikatoren bereit.

Was wird aus der Weihnachtskollekte?

Egal, ob der Gottesdienst in einer Kapelle oder im Fußballstadion stattfindet - auch in diesem Jahr wird an Weihnachten wieder für das Lateinamerikahilfswerk Adveniat gesammelt. Sonst sind diese Messen die am besten besuchten Gottesdienste im Jahr und die Menschen in weihnachtlicher Spendenlaune. Nun drohe durch Corona die Weihnachtskollekte wegzubrechen, sorgt sich Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Heinz befürchtet "Verluste in zweistelliger Millionenhöhe".

Eine ähnlich düstere Prognose wagt das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt. Auch Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Direktorin des Hilfswerks, rechnet an Weihnachten mit herben Verlusten. Um dem vorzubeugen, haben Brot für die Welt und Adveniat nun erstmals eine gemeinsame Website geschaltet, um für eine digitale Weihnachtskollekte zu werben.

Adveniat lädt außerdem an Heiligabend um 15.00 Uhr zu einem digitalen Familiengottesdienst mit Krippenspiel. Ein Mitmachpaket mit Krippenaufsteller zum Ausmalen, einer Kerze zum Selberbasteln, Gebets- und Liedtexten können kostenfrei bestellt werden. Zudem können sich Familien schon am dritten Adventssonntag um 10.00 Uhr bei einem Online-Mitsingkonzert mit dem bekannten Kinderliedermacher Reinhard Horn auf die Feiertage einstimmen - damit Heiligabend keine allzu stille Nacht wird.


Berührungsloser Weihwasserspender / © Harald Oppitz (KNA)
Berührungsloser Weihwasserspender / © Harald Oppitz ( KNA )

Maskenpflicht in der Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Maskenpflicht in der Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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