Treffen von Guttenberg und Käßmann

Begegnung "auf Augenhöhe"

Nach dem Gespräch von Karl-Theodor zu Guttenberg und Bischöfin Margot Käßmann hat die Evangelische Kirche eine positive Bilanz gezogen. Käßmann sagte, es sei eine Begegnung auf Augenhöhe gewesen. Der Verteidigungsminister hat sie zu einem gemeinsamen Truppenbesuch eingeladen.

 (DR)

Käßmann habe das Angebot angenommen, berichtet die in Düsseldorf erscheinende «Rheinische Post» (Dienstag) unter Berufung auf Regierungskreise. Zudem vereinbarten der CSU-Politiker und die Hannoversche Landesbischöfin einen regelmäßigen Dialog zwischen den Kirchen und der Bundeswehr.

So soll Guttenberg bald vor dem Rat der Evangelischen Kirche sprechen. Käßmann werde vor der Bundeswehr-Führungsakademie eine Rede halten. An der gesellschaftlichen Anerkennung der Bundeswehr durch die evangelische Kirche habe es «nie einen Zweifel gegeben», soll Käßmann dem Verteidigungsminister laut Zeitung in dem Gespräch am Montag versichert haben. Käßmann hatte sich in ihrer Neujahrspredigt kritisch zu dem Afghanistan-Einsatz geäußert und war damit auf heftige Kritik aus den Unionsparteien und der SPD gestoßen.

"In den Grundpositionen sehr einig"
Bei dem Gespräch seien beide sich "in den Grundpositionen sehr einig", sagte Militärbischof Martin Dutzmann, der auch an der Unterredung teilnahm. So seien beide Seiten überzeugt, dass es Nachbesserungsbedarf in der Afghanistan-Politik gebe und die Zielsetzung konkreter definiert werden müsse, so Dutzmann am Montag in "NDR Info". Zudem gehe es nach Ansicht beider um eine Stärkung des zivilen Engagements.

Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt Kritik am Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan geäußert und sich indirekt für dessen Beendigung ausgesprochen. Das stieß auf breiten Widerspruch der Politik und sorgte für eine öffentliche friedensethische Debatte. Guttenberg hatte die Bischöfin daraufhin zu einem Treffen eingeladen.

Fortsetzung des Gesprächs
Dutzmann erläuterte, beide Seiten hätten eine Fortsetzung des Gesprächs vereinbart. Mit Blick auf die Äußerungen Käßmanns verwies der Bischof darauf, die Kirche habe einen Friedensauftrag; daraus ergebe sich auch die Verpflichtung, zu Fragen wie dem Afghanistaneinsatz Stellung zu nehmen. Weiter beklagte Dutzmann, Käßmanns Predigt sei in den Medien verkürzt dargestellt, Sätze seien aus dem Zusammenhang "herausgerissen" worden.

Noch während des Gesprächs hatte der stellvertretende Sprecher des Verteidigungsministeriums, Christian Dienst, von einem gegenseitigen Kennenlernen als Ziel gesprochen. Sein Haus sei für jeden Beitrag dankbar, der die gesellschaftliche Diskussion befruchte und erwarte nicht einfach nur zustimmende Beiträge.

Grüne Unterstützung
Derweil bekundeten grüne Mandatsträger aus dem Bundestag, dem Europäischen Parlament und diversen Länderparlamenten Käßmann in einem Offenen Brief ihre Unterstützung und warnten vor ihrer "öffentlichen Demontage". Was die Bischöfin in ihren Predigten gesagt habe, entspreche "genau der grünen Position".

Dagegen widersprach der evangelische Theologe Ulrich Körtner der EKD-Ratsvorsitzenden. Der Einsatz der Bundeswehr sei durch UN-Mandate rechtlich abgesichert, sagte der in Wien lehrende Körtner der "Berliner Zeitung" (Montag). Die Deutschen könnten nicht "von jetzt auf gleich abziehen", da das die Menschen im Einsatzgebiet in eine verheerende Lage brächte.