Weltkirchenrat erschüttert über Fund von Kinderleichen

"Trauma und Horror" der kanadischen Kolonialpolitik

Der Weltkirchenrat hat der auf dem Gelände einer ehemaligen katholischen Schule in Kanada entdeckten 215 toten Kinder gedacht. Der Leichenfund der mutmaßlich indigenen Kinder hatte Ende Mai für Entsetzen gesorgt. 

Kanada, Kamloops: Die ehemalige Kamloops Indian Residential School / © Andrew Snucins (dpa)
Kanada, Kamloops: Die ehemalige Kamloops Indian Residential School / © Andrew Snucins ( dpa )

Der Fund habe die Erinnerung an "das Trauma und den Horror der kanadischen Kolonialpolitik mit ihrer aggressiven Form der Assimilierung" seit dem frühen 19. Jahrhundert wieder wachgerufen, erklärte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Dienstag in Genf.
Zu dieser Politik gehörten von den Kirchen oder der Regierung geführte Schulen, die späteren sogenannten "Indian Residential Schools", also Internatsschulen für kanadische Ureinwohner, die erst 1996 geschlossen wurden.

"Schändliches Kapitel" der Geschichte

Ende Mai wurde bekannt, dass die Überreste von 215 Kindern in undokumentierten und unmarkierten Gräbern auf dem Gelände der früheren "Kamloops Residential School" in der Provinz British Columbia gefunden wurden. Die kanadischen Behörden gehen davon aus, dass es sich um indigene Kinder handelt. Die Schule - viele sprechen heute von "Umerziehungslager" - war Ende der 1970er Jahre geschlossen worden. Premierminister Justin Trudeau sprach von einem "schändlichen Kapitel" der Geschichte seines Landes.

Der Interimsgeneralsekretär des Ökumenischen Rates, Ioan Sauca, äußerte seine tiefe Trauer für die toten Kinder und deren Angehörige.
Die Weise, in der diese Kinder "verschwanden", sei grauenhaft. "Die Trauer über ihren Tod sollte nicht das letzte Wort haben, sondern uns dazu anspornen, dass so etwas in unserer Welt nie wieder passieren darf", fügte Sauca von der Rumänischen Orthodoxen Kirche hinzu.

Wohlergehen von Kindern in den Mittelpunkt stellen

"Wir alle sind zum Schutz und zur Fürsorge für die Kinder dieser Welt aufgerufen", so Sauca weiter. Ihr Wohlergehen sollte im Mittelpunkt stehen. Er äußerte zudem seine Solidarität mit den Kirchen in Kanada, die sich für die Seelsorge an den trauernden Familien nach dieser furchtbaren Tragödie einsetzen.

Dem 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) gehören 350 Mitgliedskirchen an, die zusammen mehr als 500 Millionen Christen aus protestantischen, orthodoxen, anglikanischen und anderen Traditionen in mehr als 140 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche.

 

Quelle:
epd