Trauer und Fragezeichen nach Israels Angriff auf Gaza-Flotte

"Viel im Argen"

Der Angriff israelischer Soldaten auf eine internationale Solidaritätsflotte für den Gazastreifen hat weltweit Bestürzung hervorgerufen. Ein abschließendes Urteil jedoch sei aber noch nicht möglich, so die Konrad-Adenauer-Stiftung, gegenüber domradio.de.

 (DR)

Die Fahrt der Flotte sei eine "starke Provokation gegenüber Israel" gewesen, so Felix Dane, Leiter des Büros in Ramallah. Ein sehr hoher Druck auf die Regierung habe existiert. Wer aber alles involviert bei dem Angriff war, sei noch nicht geklärt. Der Kanzler des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem, Weihbischof William Shomali, hat mit Bestürzung auf die Nachricht reagiert. Die Armee hätte sich unbedingt darum bemühen müssen, Blutvergießen zu verhindern, sagte er am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur. Gewalt werde niemals Frieden hervorbringen, sondern nur neue Gewalt.

Der Vatikan verurteilte die Militäraktion. Es handle sich um einen «unnötigen Verlust von Menschenleben» und um einen sehr schmerzlichen Vorfall, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag. Der Heilige Stuhl sei generell gegen Gewaltanwendung, da sie friedliche Lösungen erschwere. Papst Benedikt XVI. werde bei seiner am Freitag beginnenden Zypern-Reise die kirchliche Botschaft für Frieden nachdrücklich unterstreichen, kündigte der Sprecher an. Der Heilige Stuhl verfolge die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit.

"Wir sind total bestürzt über diese völlig überzogene Aktion», sagte die Vizepräsidentin der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, Wiltrud Rösch-Metzler. Jetzt müsse weiterer internationaler Druck auf Israel dafür sorgen, dass die Blockade des Gazastreifens endlich ein Ende finde.

Unterschiedliche Angaben über Todesopfer
Israelische Soldaten hatten das größte Schiff der internationalen Konvois mit mehreren hundert Menschenrechtsaktivisten in den frühen Morgenstunden in internationalen Gewässern vor dem Gazastreifen aufgebracht. Dabei kamen nach unterschiedlichen Angaben bis zu 16 Menschen ums Leben. Die Organisation "Free Gaza", die die Flotte mit Hilfsgütern koordiniert, sprach zudem von mindestens 30 Verletzten.

Die Armee rechtfertigte das gewaltsame Vorgehen damit, dass die pro-palästinensischen Aktivisten auf dem Schiff mit Messern und Eisenstangen gegen die eindringenden Soldaten vorgegangen seien. Der Versuch, den Gazastreifens trotz Blockade zu erreichen, sei ein Bruch "internationalen Rechts". Der israelische Industrie- und Handelsminister Benjamin Ben-Eliezer bedauerte unterdessen gegenüber israelischen Medien den blutigen Ausgang der Aktion. Die Soldaten hätten jedoch auf eine "enorme Provokation" reagiert.

Dem widersprach "Free Gaza"-Sprecherin Audrey Bomse: Die Besatzung der unter türkischer Flagge fahrenden "Mavi Marmara" habe der Übernahme durch das israelische Militär ausschließlich gewaltfreien, "passiven" Widerstand entgegengesetzt, unterstrich sie in einer ersten Stellungnahme. Laut Medienberichten hatten die sechs Schiffe am Sonntagabend das Tempo gedrosselt und leicht abgedreht, um eine Konfrontation mit Israel in der Nacht zu verhindern.

Westerwelle: Schicksal der Deutschen ungewiss
Das Schicksal der Deutschen an Bord der Flotte ist nach wie vor ungewiss. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte am Montag in Berlin, nach aktuellem Kenntnisstand seien sechs Deutsche an Bord der angegriffenen Schiffe gewesen, darunter zwei Bundestagsabgeordnete. Westerwelle sagte: «Wir bemühen uns, ihren Verbleib aufzuklären.»

Der Außenminister forderte eine umfassende Aufklärung des Falls. Dazu gehöre auch, welche Güter die Schiffe geladen hatten. So müsse überprüft werden, ob, wie behauptet, auch Waffen an Bord gewesen seinen.