Touristen-Führer für den Kölner Dom gesucht

"Das ist lebenslanges Lernen"

Nach zwei Jahren Pandemie kommen wieder internationale Touristen nach Köln. Ihr Ziel ist auch der Dom. Deshalb werden Menschen gesucht, die Gruppen durch das Wahrzeichen der Stadt führen können. Wie sieht der Beruf aus?

Touristen besuchen den Kölner Dom / © Tjalke Weber (KNA)
Touristen besuchen den Kölner Dom / © Tjalke Weber ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was muss man denn mitbringen, wenn man sich zum Domführer ausbilden lassen will?

Harald Schlüter (Referent beim Domforum in Köln): Das gibt es bei uns so nicht. Wir suchen Leute, die das können. Das heißt, Leute, die ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Geschichte, Kunstgeschichte oder sogar Theologie nachweisen. Denn das ist für uns eigentlich die Sicherung des Qualitätsmerkmals. Ab dann gilt für jeden Domführer: Das ist lebenslanges Lernen.

Ich muss mich, wenn ich ein so großes Bauwerk und seine Geschichte, seine Ausstattung beschreiben und erklären will, sukzessive reinarbeiten. Und die Forschung geht ja auch weiter. Solche Leute suchen wir, die Spaß und Interesse haben, sich das zu erarbeiten. Wir suchen natürlich auch Leute, die das gut in Englisch, Französisch oder anderen Fremdsprachen persönlich vermitteln können.

DOMRADIO.DE: Es gibt auch ein Audio-System. Die Domführer sollen ja nicht im Kölner Dom herumschreien und ganz hinten versteht man sie nicht. Auch dafür werden noch Menschen gesucht, oder?

Schlüter: Genau, denn diese Aufgabe ist momentan sogar ersatzweise von unserem Team übernommen worden. Jetzt gibt es im Blick darauf, dass die Besucher-Zahlen wieder in die Höhe gehen, natürlich die Idee, dass das Ganze wieder von einer Fachfirma betrieben wird. Auch die sucht Leute und Personal, um diese Ausstattung an sieben Tagen in der Woche zu vollziehen.

DOMRADIO.DE: Da kann man sich dann einfach im Foyer des Kölner Domforums melden, wenn man da irgendwie helfen kann?

Schlüter: Man kann sich bei uns auf jeden Fall melden. Das wird dann entsprechend weitergegeben und ich schaue, dass ich es dann an die Firma weitergebe, die jetzt Leute als Verstärkung dieses neuen Teams sucht.

DOMRADIO.DE: Es ist nicht nur im Kölner Dom viel los. Es gibt auch einen neuen Flyer "Kölner Kirchen im Blick". Was steht da drin?

Schlüter: Wir werden ab dem Samstag vor Palmsonntag, also zum Start der Osterferien die Führungen wieder verstärken. Wir werden mit drei öffentlichen Führungen am Tag und einer in englischer Sprache das Angebot für die Besuchenden wieder breiter machen.

Neben dem großen Angebot des Domes sind wir aber auch hier seit vielen Jahren in den romanischen Kirchen unterwegs. Auch da gilt, dass wir versuchen, das Angebot wieder hochzufahren und weiterzuentwickeln.

Man merkt, dass es gerade auch bei den romanischen Kirchen einen Nachholhunger gibt. Da möchten wir auch wieder die Angebotspalette erweitern. Zum Beispiel gibt es das Thema "Kirche im Umbruch". Das ist eine ambitionierte Reihe, die sich mit den Kirchen unter dem Blickwinkel der Ausstattungen und mit Kirchen, die an andere Orte gekommen sind, beschäftigt, weil das Thema "Kirche im Umbruch" ja ein Thema der Zukunft ist.

Wie viele Kirchen werden in welcher Form erhalten bleiben? Was wird mit deren Ausstattung passieren? Da ist ein Blick in die über 200-jährige Geschichte vielleicht ganz hilfreich. Was hat die Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts dort ausgelöst? Wie können wir das heute noch in den Kirchen erleben?

Es sind spannende Rundgänge, zu denen ich gerne einlade. Natürlich sind alle zwölf romanischen Kirchen vertreten. Man kann wenigstens alle zwei Monate einmal eine dieser Kirchen mit uns aufsuchen.

DOMRADIO.DE: An diesem Sonntag fällt die Maskenpflicht. Wie sieht es dann mit den Führungen in der Kirche aus? Welche Regelung gilt da?

Schlüter: Wir haben eine eigene Regelung. Unter dem Stichwort "Veranstaltungen" sagen wir: Auch wenn der Dom auf den ersten Blick groß und weit ist, wollen wir die Menschen beisammen halten. Das heißt, die Abstandsgrenze kann an dem ein oder anderen Ort auch mal unterschritten sein. Zum Beispiel im Chorumgang.

Damit man dort nicht mit 20 Leuten, die ja an einer Führung teilnehmen können, einen Stau auslöst, muss man die Leute vielleicht etwas enger stellen. Deshalb bitten wir zum Schutz aller Beteiligten, dass die Maske weiter getragen wird. FFP2-Masken oder medizinische Masken sind weiterhin erst mal die beiden gültigen Masken. Die Stoffmaske ist ja schon Corona-Geschichte.

DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich am meisten in den nächsten Monaten?

Schlüter: Ich freue mich erst einmal darauf, dass die Führungen wieder hochfahren werden können, dass wir also wieder Menschen erreichen können. Das ist das eine.

Das andere ist, dass wir wieder mit neuen Angeboten kommen können. Wir sind auch gerade dabei, ein großes Paket für das anstehende Domjubiläum zu schnüren. Da geht es um die Chorweihe vor 700 Jahren. Dazu haben wir gerade ein ganz spannendes Projekt. Dazu möchte ich noch nicht so viel verraten. Das wird dann zu gegebener Zeit veröffentlicht.

So etwas wieder machen zu können und damit auch wieder Menschen zu erreichen, ihnen Kirchen zu erschließen, ist ja die Grundidee. Und das persönlich zu tun, ist die Stärke einer Kirchenführung gegen jede App, gegen jeden Audioguide. Es ist schön, wenn die Leute ihre Fragen loswerden können und ganz kompetente Gesprächspartner unterwegs sind, die wir jetzt auch wieder zum Einsatz bringen können.

Das Interview führte Martin Mölder.

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

Quelle:
DR