Theologische Betrachtung zum Hochfest Erscheinung des Herrn

Bedingungslos der Sehnsucht gefolgt

Die Heiligen Drei Könige haben ihren Weg zum Stall nach Bethlehem ganz ohne aufwendige Reiseplanung und Navi gefunden. Sie sind allein einem unscheinbaren Stern und ihrer Sehnsucht gefolgt. Eine theologische Betrachtung zum Hochfest.

Autor/in:
Fabian Brand
Menschen stehen vor dem geöffneten Dreikönigenschrein im Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Menschen stehen vor dem geöffneten Dreikönigenschrein im Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )

Manches im Leben wird zur "reinsten Odyssee": So sagen wir, wenn wir ausdrücken wollen, dass etwas aussichtslos geworden ist. Auch die Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus waren es: Er musste so viele Abenteuer bewältigen, so viele Rückschläge einstecken, bis er nach langem Hin und Her endlich an das Ziel seiner Reise gelangt.

Der König Odysseus von Ithaka kehrt als Bettler unerkannt nach Hause zurück. Damit finden die "Irrungen und Wirrungen" der Odyssee letztlich doch ein gutes Ende.

400 Meilen ins Ungewisse

Von einer langen und abenteuerlichen Reise erzählt uns auch das Evangelium am Fest der Erscheinung des Herrn. Dabei hören wir bei Matthäus gar nichts vom Reiseabenteuer der Sterndeuter. Aber die Tradition hat es sich in den buntesten Farben ausgemalt: wie die Dreikönige von Ferne kommen, begleitet von einer prächtigen Karawane und in "dreizehn Tag vierhundert Meilen" zurücklegen, wie es in einem Lied heißt.

Waghalsig muss diese Reise gewesen sein, das ist sicher. Denn wohin sie führt und was die Sterndeuter am Ende ihres Weges erwartet, konnten sie nicht erahnen. Es hätte auch für sie eine Odyssee werden können, eine Irrfahrt, die nicht endet und letztlich an kein Ziel führt.

Offen für mehr Mut

Jesuitenpater Alfred Delp SJ / © N.N. (KNA)
Jesuitenpater Alfred Delp SJ / © N.N. ( KNA )

Was hat diese Menschen angetrieben, die aus einem fernen Land kommen, um den "neugeborenen König der Juden" (Mt 2,2) zu verehren? Der Jesuit Alfred Delp hat die Weisen aus dem Osten als "Menschen mit den unendlichen Augen" bezeichnet. Es sind Menschen, die mehr sehen als Vordergründige, die angetrieben werden von einer nicht enden wollenden Sehnsucht.

Die Sterndeuter sind Menschen, die einem Ruf folgen - und ihm bedingungslos nachgehen, egal, wohin sie dieser Ruf auch führen mag. Die Sterndeuter sind Menschen, die offen sind für Mehr und die sich gerade diese Augen bewahrt haben, um dieses Mehr in dieser Welt wahrzunehmen und zu erkennen.

"Menschen mit unendlichen Augen"

Wenn wir am 6. Januar die drei Könige in die Weihnachtskrippe stellen, dann lassen wir uns oft von ihrem prächtigen Aussehen in den Bann ziehen. Dann stellen wir uns vor, wie es wohl war, als sie diesen Weg auf sich nahmen, um irgendwo im fernen Land vor einem Kind auf die Knie zu fallen. Doch die Sterndeuter haben eine wichtige Botschaft für uns: Sie lehren uns, selbst "Menschen mit unendlichen Augen" zu werden.

Delp fragt, warum so wenige Menschen den Stern sehen. Und er gibt die lapidare Antwort: "Ja, weil keiner nach ihm schaut." Das Dreikönigsfest lädt uns ein, uns nicht mit dem Oberflächlichen und Billigen zufriedenzugeben. Wir sollen Menschen werden, wie es die Sterndeuter waren: mit offenen Augen und einem offenen Herzen, um unbedingt die Spuren Gottes in dieser unserer Welt zu entdecken.

An Weihnachten wird Gott Immanuel

Wir feiern an Weihnachten, dass Gott der Immanuel wird. Er ist der Gott, der unsere Lebenswege teilt. Und deswegen ist er auch da, offenbart er in unserem Alltag seine Nähe. Aber wir müssen sie auch wahrnehmen, wir müssen sie mit offenen Augen entdecken. Die Sterndeuter aus dem Osten besaßen diese Fähigkeit. An einen unscheinbaren Stern haben sie ihr Leben gehängt und zu Christus, dem Herrn und Heiland, gefunden. Sie zeigen uns, was es heißt, das ganze Leben über sensibel zu bleiben für Gottes Gegenwart in dieser Welt.

Lassen wir uns an diesem Fest anstecken von der Sehnsucht der Sterndeuter. Nehmen wir uns ein Beispiel an der Leidenschaft, die im Herzen dieser Menschen brennt. Denn, so schreibt Delp: "Nur an dieser Leidenschaft, der sich ihr Herz verschrieben hat, wächst diese Unermüdlichkeit, die auch dann noch weise und königlich in die Knie sinkt, wenn das Ende der langen Fahrt nur im Stall sich auftut. Sie sehen tiefer und begreifen das Endgültige. Hundert Nöte des Geistes und Herzens haben sie zum Glauben befähigt und zur Anbetung geweiht."

So feiern wir das Fest der Erscheinung des Herrn in der Hoffnung, dass es immer wieder Menschen gibt, die mit "unendlichen Augen" jeden Tag aufs Neue Gottes heilbringende Gegenwart in dieser Welt entdecken.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA