Theologinnen setzen sich bei Misswahlen durch

Wenn der Glaube Punkte bringt

Schönheit reicht nicht mehr, um eine Misswahl zu gewinnen. Es brauche auch eine spannende Persönlichkeit, meint die ehemalige Weinprinzessin und Theologin Hillenbrand. Ein Bekenntnis zum christlichen Glauben könne da Punkte bringen.

Autor/in:
Verena Tröster
Deutsche Weinprinzessin 2019/20 Carolin Hillenbrand (Deutsches Weininstitut)

Frei nach dem Motto: Willst du gelten, mach dich selten: "Coole und religiöse Frauen sind ja schon eine Rarität in diesem Umfeld. Es gibt nicht viele, die sich beim Thema Glaube so engagieren, oder wie die neue "Miss Germany" Kira Geiss sogar evangelische Diakonin werden wollen. Ich wollte immer katholische Priesterin werden, das bleibt mir leider verwehrt, aber das hat für Aufmerksamkeit gesorgt", erinnert sich Carolin Hillenbrand an ihre Wahl zur Weinhoheit vor etwas mehr als drei Jahren.

Miss Germany 2023 Kira Geiss (2. v. l.) mit den Juroren Nicolas Puschmann, Bruce Darnell und Jurorin Ruth Moschner / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Miss Germany 2023 Kira Geiss (2. v. l.) mit den Juroren Nicolas Puschmann, Bruce Darnell und Jurorin Ruth Moschner / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

Der Reiz des Ungewohnten

"Das hat doch schon wieder den Reiz des Ungewohnten und des total Überraschenden. Religiös zu sein löst einen Aha-Effekt, ein Erstaunen aus", mit dem man in Erinnerung bleibe. "Unheimlich mutig" sei die 20-jährige Kira Geiss mit ihrem Glauben umgegangen und diese Authentizität habe ihr sicherlich Punkte eingebracht.

"Nett lächeln und winken reicht nicht mehr"

Die Bewertungskriterien der Jury für die Wahl der diesjährigen "Miss Germany" waren nach eigenen Angaben Professionalität, Inspirationsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit. "Miss Germany" erklärte, man habe sich vor drei Jahren von dem veralteten Konstrukt des "Schönheitswettbewerbs" verabschiedet. Die Auszeichnung gelte heute Frauen, die Verantwortung für eine Sache übernehmen. 

Theologiestudentin Kira Geiss ist neue "Miss Germany"

Bei ihrem Abschlussplädoyer direkt vor der Misswahl sagte Geiss, dass sie Jugendarbeit in Deutschland groß machen und jungen Menschen eine Stimme geben will. Denn sie wisse aus eigener Erfahrung, wie wichtig Jugendarbeit ist. Im Teenageralter sei sie in ein "alkohol- und drogenverherrlichendes Umfeld" geraten. "Als ich ganz unten war, hat Jugendarbeit mich aufgebaut." Sie sei damals jede Woche in einen christlichen Jugendkreis "gerannt", weil die Gruppe so hilfreich für sie war.

Finalistinnen der Miss-Germany-Wahl 2023 / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Finalistinnen der Miss-Germany-Wahl 2023 / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

Theologin Carolin Hillenbrand begrüßt das sehr und sieht deutliche Parallelen zur Wahl der Weinhoheiten: "Als meine Mutter vor über 30 Jahren Weinkönigin wurde, ging es noch sehr viel um gutes Aussehen, um traditionelle Trachten und die Königinnen waren die Dekoration der Männer".
Im Vergleich dazu bringe das Amt heute herausfordernde Aufgaben mit: "Nett lächeln und winken reicht glücklicherweise nicht mehr".

Trotzdem noch Luft nach oben

Doch auch wenn ein deutlicher Wandel bei Misswahlen zu beobachten sei, müsse man sehr genau hinsehen, meint Hillenbrand. Nicht, dass es nur ein oberflächliches "Greenwashing" sei, also die Bemühung einer Branche sich als nachhaltig, divers oder weniger oberflächlich darzustellen, um mit dem Trend zu gehen: "Mein Anliegen wäre zu fragen, ob es wirklich ein genuines Interesse ist, mehr Diversität reinzubringen und strukturell etwas zu verändern".

Klar allerdings sei: "Die Kirche gewinnt durch 'Missen', die über ihren Glauben sprechen, der ihnen Halt gibt". Man sehe "das sind coole im Leben stehende Menschen, die in der Kirche aktiv sind. Deshalb möchte ich alle jungen Frauen auch ermutigen nicht damit hinter dem Berg zu halten."

Quelle:
DR