Theologin übt scharfe Kritik am katholischen Reformprozess

Empfindlichste Stelle für Bischöfe ist Macht

Nach dem Ende des "Synodalen Wegs" hat die Erfurter Theologin Julia Knop die Ergebnisse des dreijährigen Reformprozesses scharf kritisiert. Es gehe keine heilende Wirkung für das Problem des Missbrauchs der katholischen Kirche aus.

Julia Knop / © Julia Steinbrecht (KNA)
Julia Knop / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Nach dem Ende des "Synodalen Wegs" hat die Erfurter Theologin Julia Knop die Ergebnisse des dreijährigen Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland scharf kritisiert. Insbesondere gehe davon keine heilende Wirkung für das Problem des Missbrauchs in der Kirche aus.

Abschluss der Fünften Synodalversammlung (KNA)
Abschluss der Fünften Synodalversammlung / ( KNA )

"Am neuralgischen Punkt, an dem Heilung tatsächlich beginnen könnte, haben sich die Bischöfe auf dem Synodalen Weg verweigert: Sie lassen auf ihre Macht nichts kommen", sagte Knop dem "Kölner Stadt-Anzeiger" am Montag.

Die 47 Jahre alte Dogmatikerin war selbst Mitglied der 230-köpfigen Synodalversammlung, die vom 9. bis 11. März zum fünften und vorläufig letzten Mal in Frankfurt am Main tagte. Die empfindlichste Stelle für die Bischöfe sei die Macht, seien die eigenen Privilegien, sei die eigene Rolle im System. "Daran soll partout nicht gerührt werden. Und jeder Versuch, das zu tun, löst sofort ihren Abwehrreflex aus."

Kein Rückschritt ist heute schon ein Fortschritt

Ein Reformbeschluss für mehr Mitbestimmung der Laien wurde wegen massiver Widerstände aus den Reihen der Bischofskonferenz von der Tagesordnung der Synodalversammlung in Frankfurt genommen. Mit Blick auf die Rolle der Frau in der katholischen Kirche sagte Knop, dass die hierzu gefassten Beschlüsse über den Stand der 1970er Jahre nicht hinaus gehen. "Das katholische Elend ist, dass kein Rückschritt heute schon ein Fortschritt ist."

Die Synodalversammlung hatte mit breiter Mehrheit beschlossen, dass sich die Bischöfe in Rom zwar für den Diakonat der Frau einsetzen sollen, also für die unterste Weihestufe, nicht aber auch für die Priesterweihe. "Noch defensiver, noch schwächer geht es kaum", so Knop. Den Ausschluss der Frauen von den Weiheämtern bezeichnete sie als "diskriminierend und zutiefst ungerecht."

Die Voten des Synodalen Wegs im Überblick

Die fünfte und letzte beschlussfassende Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt (9. - 11. März) hat Beschlüsse zu Reformen in der katholischen Kirche gefasst. Insgesamt berieten die 210 Delegierten von Donnerstag bis Samstag zehn Papiere. Acht Texte wurden in Zweiter Lesung verabschiedet. Ein Text wurde zur Weiterbearbeitung in den noch zu gründenden Synodalen Ausschuss überwiesen. Ein Text passierte die Erste Lesung und ist deswegen noch nicht final beschlossen.

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fasst wesentliche Inhalte und Abstimmungsergebnisse zusammen.

Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner (SW)
Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner ( SW )
Quelle:
KNA