Theologin kritisiert Vatikan-Erklärung zum Synodalen Weg

Schreiben triggert unbegründete Sorge

Die Theologin Julia Knop hat die neueste Erklärung des Vatikan zum Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland kritisiert. Die Statuten des Synodalen Weges sähen ohnehin keine Alleingänge bei Fragen der Universalkirche vor.

Julia Knop / © Julia Steinbrecht (KNA)
Julia Knop / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Das Statement des Heiligen Stuhls, das weder eine Unterschrift hat noch offenlegt, auf wessen Initiative es verfasst wurde, artikuliert und triggert einmal mehr eine Sorge, die unbegründet ist", sagte die in Erfurt lehrende Dogmatik-Professor der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag.

"Wer die Statuten des Synodalen Wegs gelesen hat und die Debatten in den Foren und der Synodenaula verfolgt, weiß, dass niemand die Absicht hat und niemand sich befugt sieht, nationalkirchliche Alleingänge in Fragen zu gehen, die universalkirchlicher Abstimmung bedürfen", so Knop, die auch Mitglied der Synodalversammlung ist.

Vatikan stellt Befugnisse klar

In der vom Vatikan am Donnerstag veröffentlichten Erklärung heißt es: "Der 'Synodale Weg' in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten." Zur "Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes" erscheine es notwendig, dies klarzustellen.

Vatikan ruft Kirche in Deutschland zu Einheit mit Weltkirche auf

Der Vatikan hat die katholische Kirche in Deutschland ermahnt, bei ihrem Reformprozess des Synodalen Weges die Einheit mit der Weltkirche zu beachten. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert das am Donnerstag vom Presseamt verbreitete Schreiben in offizieller Übersetzung:

"Erklärung des Heiligen Stuhls:

Dritte Synodalversammlung der deutschen Katholiken / © Sebastian Gollnow (dpa)
Dritte Synodalversammlung der deutschen Katholiken / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Vor einer weltkirchlich abgestimmten Übereinkunft dürften in den Bistümern keine neuen amtlichen Strukturen oder Lehren eingeführt werden, "welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden", heißt es weiter.

Aus Sicht des Vatikan ist es aber "wünschenswert", dass die Vorschläge des Synodalen Weges "in den synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist, einfließen mögen".

Voten nach Rom senden

Knop erklärte, der Synodale Weg sehe dies vor und werde Voten nach Rom senden und in den "weltweiten Synodalen Weg" einspeisen, um "weltkirchliche Entwicklungen und Korrekturen einzufordern, beispielsweise zu einer synodalen Weise, bischöfliche Vollmacht auszuüben, zur Überwindung der strukturellen Diskriminierung von Frauen und zur Korrektur der diskriminierenden Lehre der Kirche zu queerer Sexualität".

Weiter betonte sie: "Die Freiheit des Volkes Gottes besteht freilich nicht nur darin, überkommene bischöfliche Lehren gehorsam anzunehmen; die Ausübung des bischöflichen Amtes besteht nicht nur darin, überkommene Lehren zu konservieren, koste es, was es wolle."

Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche. Auslöser ist die durch den Missbrauchsskandal ausgelöste Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise der Kirche.

Die Voten des Synodalen Wegs im Überblick

Bei der dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt haben die Teilnehmenden erstmals konkrete Beschlüsse zu Reformen in der Kirche gefasst. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fasst nachfolgend wesentliche Inhalte und Abstimmungsergebnisse zusammen:

Eine Hand hält ein Gerät für die digitale Abstimmung am 5. Februar 2022 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Hand hält ein Gerät für die digitale Abstimmung am 5. Februar 2022 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA