Theologin Käßmann kritisiert Lindners Trauung in Kirche

Kirche war nur Kulisse

In einer Kolumne in der "Bild am Sonntag" findet die ehemalige Ratvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland harte Worte gegen die Nutzung von Kirchenräumen für weltliche Trauungen. Denn Kirchen seien "durchbetete Räume".

Die evangelisch-lutherische Kirche St. Severin im sylter Ort Keitum in der Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Frau heirateten. / © Axel Heimken (dpa)
Die evangelisch-lutherische Kirche St. Severin im sylter Ort Keitum in der Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Frau heirateten. / © Axel Heimken ( dpa )

Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat die kirchliche Trauung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und der Journalistin Franca Lehfeldt kritisiert. "Weshalb wünschen zwei Menschen eine kirchliche Trauung, die bewusst aus der Kirche ausgetreten sind, ja öffentlich erklärt haben, dass sie sich nicht als Christen verstehen?", schrieb Käßmann in ihrer Kolumne für "Bild am Sonntag".

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)
Margot Käßmann / © Meiko Herrmann ( KNA )

Hier sei es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse gegangen, erklärte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dafür aber sollte sich die Kirche nicht hergeben. Gotteshäuser seien Orte, in denen Menschen über Jahrhunderte Freud und Leid vor Gott bringen. "Sie sind durchbetete Räume, die Trost spenden." Durch Kirchenmitgliedschaft und ehrenamtliches Engagement werde der Erhalt dieser Räume ermöglicht.

"billige Eventlocations"

Es sei richtig, dass mindestens ein Ehepartner Kirchenmitglied sein müsse, damit eine kirchliche Trauung stattfinden könne, betonte Käßmann. Gebe es an dieser Stelle eine Rechtslücke, sollte sie schnellstmöglich geschlossen werden: "Sonst degradieren wir unsere traditionellen Räume, in denen Christen Gott die Ehre geben, zu billigen Eventlocations."

Christian Lindner und seine Lebensgefährtin Franca Lehfeldt haben geheiratet / © Axel Heimken (dpa)
Christian Lindner und seine Lebensgefährtin Franca Lehfeldt haben geheiratet / © Axel Heimken ( dpa )

Linder und Lehfeldt hatten am Samstag in der evangelischen Kirche St. Severin in Keitum auf Sylt geheiratet. Der evangelische Bischof von Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, hatte die kirchliche Trauung verteidigt. Zwar sehe die Lebensordnung der Nordkirche vor, dass bei einer Trauung mindestens ein Partner Mitglied sein soll. Ausnahmen lägen jedoch im Ermessen des Seelsorgers. "Es ist etwas Wunderbares, wenn sich zwei Menschen den Segen Gottes zusprechen lassen wollen", betonte der Theologe.

Nordkirche rechtfertigt kirchliche Trauung von Lindner und Lehfeldt

Angesichts nicht abreißender Kritik hat die evangelische Nordkirche die Entscheidung gerechtfertigt, Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Frau Franca Lehfeldt kirchlich zu trauen. Zwar sehe die Lebensordnung der Nordkirche vor, dass bei einer Trauung mindestens ein Partner Mitglied der evangelischen Kirche sein soll, sagte der evangelische Bischof von Schleswig und Holstein, Gothart Magaard. Ausnahmen lägen jedoch im Ermessen des Seelsorgers. "Es ist etwas Wunderbares, wenn sich zwei Menschen den Segen Gottes zusprechen lassen wollen", betonte der Theologe.

St. Severins Kirche auf Sylt: Event-Location? (dpa)
St. Severins Kirche auf Sylt: Event-Location? / ( dpa )
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epd