Theologin fordert Neuausrichtung der Kirche

Für Arme und Bedürftige "zurückerobern"

Die Kölner Theologin Maria Mesrian und Mitbegründerin der Frauenbewegung "Maria 2.0" will die Kirche wieder nach dem Vorbild von Jesus gestalten. Kirchen sollten etwa für Versammlungen oder die Verteilung von Essen offen stehen.

 Essensausgabe für Bedürftige
 / © Harald Oppitz (KNA)
Essensausgabe für Bedürftige / © Harald Oppitz ( KNA )

Dazu schlägt Mesrian unter anderem vor, Kirchengebäude als sogenannte konsumfreie Räume etwa für Bedürftige oder Betroffene von sexuellen Übergriffen oder Machtmissbrauch des katholischen Klerus zu nutzen. Die Räume sollten "Aufwärmorte für die Heimatlosen, Gemeinschaftsorte für die Einsamen, Vertrauensorte für die Enttäuschten" werden, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln.

Kirchengebäude nicht nur sonntags nutzen

Kirchen sollten etwa für Versammlungen oder die Verteilung von Essen offen stehen. Die Kirchenräume seien zu gut und zu nützlich, um sie nur sonntags für wenige Besucher der Gottesdienste zu beleben. Mesrian forderte, die katholische Kirche müsse sich sichtbar "ihrer Macht entledigen" und vor allem Frauen an allen Strukturen beteiligen.

Maria Mesrian / © Julia Steinbrecht (KNA)
Maria Mesrian / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Theologin kritisierte die "Naivität" des Klerus, der glaube, sich weiterhin eine Kirche ohne Frauen leisten zu können: "Wenn Frauen fehlen, fällt die Kirche in sich zusammen."

Neues Buch erscheint

Mesrians gemeinsam mit der Künstlerin Lisa Kötter verfasstes Buch "Entmachtet die Kirche und gebt sie den Menschen zurück" ist am Montag erschienen. Darin beklagen die Autorinnen, die Kirche habe "an vielen Stellen den einst fruchtbaren Nährboden der guten Botschaft Jesu mit der Hitze ihrer Macht ausgetrocknet".

Lisa Kötter / © Angela Krumpen  (ak)
Lisa Kötter / © Angela Krumpen ( ak )

Mesrian und Kötter werfen der katholischen Kirche Versagen auf den Gebieten vor, die christliche Grundlagen sind: Liebe, Gemeinschaft, Freiheit und Gerechtigkeit.

Maria 2.0

Die kirchliche Frauenprotestbewegung Maria 2.0 setzt sich für die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ein. Im Januar 2019 schlossen sich fünf Frauen aus der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster zusammen und schickten ihre Forderung in einem offenen Brief an Papst Franziskus.

Fahne mit der Aufschrift "Maria 2.0" bei einer Demonstration der Initiative Maria 2.0 am 22. September 2019 in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Fahne mit der Aufschrift "Maria 2.0" bei einer Demonstration der Initiative Maria 2.0 am 22. September 2019 in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd