Theologin erklärt die Dauer und Freude der Osterzeit

"Weil es so ein tolles Fest ist"

Die arbeitsfreien Feiertage sind vorbei und die meisten Schokoeier gegessen. Die Osterzeit hält allerdings noch bis Pfingsten, weiß Kristell Köhler. Sie ist Theologin und Referentin für Glaubenskommunikation im Erzbistum Köln.

 © Beatrice Tomasetti (DR)
© Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Das Osterfest ist noch nicht vorbei. Wir wünschen noch "Frohe Ostern". Warum?

Kristell Köhler / © Nicolas Ottersbach (DR)
Kristell Köhler / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Kristell Köhler (Referentin für Glaubenskommunikation in der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbistum Köln): Mindestens eine Woche lang kann man "Frohe Ostern" wünschen. Die acht Tage nennt man die Osteroktav. Die Osteroktav soll so gefeiert werden, als wäre jeder Tag wie Ostern selbst.

Kristell Köhler

"Wir feiern noch mal kräftig Ostern, weil es so ein tolles Fest ist."

DOMRADIO.DE: Wir feiern jeden Tag wie ein Hochfest?

Köhler: Ganz genau. In dieser Woche merkt man das auch in der Liturgie der Kirche. Das heißt, jeder Tag hat seine eigenen Festtexte. Das übertrumpft alles andere, das im Kirchenjahr anliegen könnte wie beispielsweise Heiligenfeste. Wir feiern noch mal kräftig Ostern, weil es so ein tolles Fest ist.

Kristell Köhler

"Die Idee war, eine Woche lang das Neugetauftsein zu feiern bis zum weißen Sonntag."

DOMRADIO.DE: Am Sonntag ist der berühmte Weiße Sonntag. Was ist das Besondere am Ende der Osteroktav?

Köhler: Ganz früher war es so, dass diejenigen, die in der Osternacht getauft wurden, auch in dieser ersten Woche, in dieser Osteroktav, nochmal besonders in die Sakramente der Kirche eingeführt wurden. Dabei wurden ihnen die Bedeutung der Sakramente noch einmal erklärt. Und bis zum Weißen Sonntag haben sie durchgehend das weiße Gewand getragen und sich auch nicht richtig gebadet. Die Idee dahinter war, eine Woche lang das Neugetauftsein zu feiern bis zum Weißen Sonntag.

Erstkommunionkind in weißer Albe, kniet in einer Kirchenbank bei der Messe zur Feier der Erstkommunion 
 / © Harald Oppitz (KNA)
Erstkommunionkind in weißer Albe, kniet in einer Kirchenbank bei der Messe zur Feier der Erstkommunion / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Und warum finden die Erstkommunionfeiern am Weißen Sonntag statt.

Köhler: Das ist im 17. Jahrhundert als Tradition aufgekommen, dass das der Sonntag ist, an dem eben die Kinder das erste Mal zur Heiligen Kommunion hinzutreten. Heutzutage ist das aber nicht mehr immer so: Die Erstkommunionfeiern finden gar nicht mehr nur am Weißen Sonntag statt, sondern erstrecken sich noch bis Christi Himmelfahrt in das Jahr hinein, damit man kleinere Feiern machen kann. Der Weiße Sonntag ist in der Ferienzeit auch gar nicht mehr so praktisch für alle.

Kristell Köhler

"Dazu gehört, dass Gott seine Liebe so sehr schenkt, dass er uns immer wieder neue Wege ermöglicht."

DOMRADIO.DE: Dieser Weiße Sonntag hat noch eine andere Bezeichnung: Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit. Papst Johannes Paul II. hat dies so im Jahr 2000 entschieden. Was war der Anlass?

Papst Johannes Paul II. begrüßt die Menschen im Marienwallfahrtsort Tschenstochau 1979. / © KNA-Bild (KNA)
Papst Johannes Paul II. begrüßt die Menschen im Marienwallfahrtsort Tschenstochau 1979. / © KNA-Bild ( KNA )

Köhler: Der Anlass war das Heilige Jahr. Die Grundidee war der Zusammenhang von Barmherzigkeit und Gottes Liebe, die damit zum Ausdruck kommt, und dem Osterfest zusammenzubinden. Wir feiern Ostern, dass Gott sagt, dass das Leben gewinnt und er will, dass wir leben und dass wir in Fülle leben. 

Dazu gehört, dass Gott seine Liebe so sehr schenkt, dass er uns immer wieder neue Wege der Versöhnung ermöglicht. Wir nennen das Barmherzigkeit. Wir dürfen auf Gottes Barmherzigkeit, auf seine Liebe und Zuwendung hoffen und vertrauen. Das feiern wir am Weißen Sonntag mit dem Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit.

Kristell Köhler

"Es ist ein so bedeutungsvolles Festes, weil wir dieses Geschenk des neuen Lebens, das Ostern für uns ist, einfach lange auskosten wollen und dürfen."

DOMRADIO.DE: Jetzt kommen vielleicht die einen oder anderen um die Ecke und fragen sich, wann sie ihre Osterdeko wieder abnehmen können. Einige haben sie wahrscheinlich schon wieder im Schrank. Andere warten bis Sonntag. Aber es gibt auch Leute, die lassen die Osterdeko bis Pfingsten hängen. Wieso?

Köhler: Weil wir erst mit dem Pfingstfest das Osterfest zum Ende bringen; in einem positiven Sinne. Wir feiern Ostern 50 Tage lang. Wir feiern damit länger Ostern als wir uns auf Ostern mit der Fastenzeit vorbereitet haben. Es ist ein so bedeutungsvolles Fest, weil wir dieses Geschenk des neuen Lebens, das Ostern für uns ist, einfach lange auskosten wollen und dürfen.

 Abbildung des Heiligen Geistes, der zu Pfingsten zu den Aposteln herabgestiegen ist, in der Kirche Our Lady of Divine Providence in Providenciales / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Abbildung des Heiligen Geistes, der zu Pfingsten zu den Aposteln herabgestiegen ist, in der Kirche Our Lady of Divine Providence in Providenciales / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

Bis zum Pfingstfest, bis zu dem Fest, wo wir auch die Lesung davon hören, dass der Geist Gottes noch einmal insbesondere auf die Jünger herabkommt und sie die Chance haben, in allen Sprachen auf Menschen zuzugehen und zu verkündigen. Die Geburtsstunde, das Weitergeben dieses Osterglaubens, das feiern wir Pfingsten. Bis dahin feiern wir eben jeden Tag Ostern.

DOMRADIO.DE: Dürfte man noch kurz vor Pfingsten "Frohe Ostern" wünschen oder wäre es dann ein bisschen drüber?

Köhler: Das darf man auf jeden Fall. Die Frage ist, wie der Gegenüber reagiert. Denn für die meisten ist es wahrscheinlich dann doch schon so weit weg, dass sie sagen, Ostern ist vorbei, wir bereiten uns jetzt quasi auf Pfingsten vor. Aber eigentlich kann man bis Pfingsten auch "Frohe Ostern" wünschen.

Pfingsten

Pfingsten ist für Christen das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Damit endet die 50-tägige Osterzeit. Das Wort Pfingsten leitet sich ab von "Pentekoste", dem griechischen Begriff für "fünfzig". Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten.

Pfingsten / © kna (KNA)
Pfingsten / © kna ( KNA )
Quelle:
DR