Theologen fordern mehr Transparenz von Glaubenskongregation

"Wie in Zeiten des Absolutismus"

Eine Gruppe katholischer Theologen, Bischöfe, Priester und Ordensfrauen fordert die römische Glaubenskongregation zu mehr Transparenz auf. In ihren Augen seien oftmals dieselben Personen im Vatikan Ankläger, Untersucher und Richter.

Papst Franziskus und Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus und Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Die älteste und in dogmatischen Fragen höchste vatikanische Kurienbehörde unter der Leitung von Kardinal Gerhard Ludwig Müller solle sich stärker als bisher an den "urchristlichen Werten von Gerechtigkeit, Wahrheit, Integrität und Barmherzigkeit" orientieren, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben.

Die 15 Unterzeichner kommen aus Australien, den USA, Irland oder Spanien und sind nach eigenen Angaben bereits von der Glaubenskongregation gemaßregelt worden. Als Begründung für ihr aktuelles Schreiben geben sie an, sie hätten Ende Februar Vorschläge nach Rom geschickt, aber seitdem keine Antwort erhalten.

Aufruf zu mehr Transparenz

In ihrem Brief fordern die Theologen die Glaubenskongregation vor allem zu mehr Transparenz in ihren Untersuchungen auf. Unter anderem sollten "anonyme Denunziationen" ignoriert werden. Außerdem sollten alle, deren Aussagen oder Schriften untersucht werden, erfahren, was ihnen genau vorgeworfen wird und wer die Untersuchungen leitet. Außerdem dürften nicht dieselben Personen Ankläger, Untersucher und Richter sein, heißt es weiter in dem Schreiben.

Die Unterzeichner werfen der Vatikanbehörde vor, sie handle noch zu häufig nach "Rechtsprinzipien, Verfahren und Haltungen des Absolutismus des 16. und 17. Jahrhunderts in Europa". Dies sei das Gegenteil "zeitgemäßer Vorstellungen von Menschenrechten, Rechenschaftspflicht und Transparenz, wie sie die Welt von einer christlichen Gemeinschaft erwartet und wie sie auch die katholische Kirche von weltlichen Organisationen einfordert".

Berufung auf Franziskus

Bei ihren Forderungen nach mehr Transparenz und Barmherzigkeit berufen sich die Theologen ausdrücklich auf Aussagen von Papst Franziskus, unter anderm aus seinem jüngsten Schreiben "Amoris laetitia".

Die ranghöchsten Unterzeichner sind zwei ehemalige Bischöfe aus Australien: William Morris hatte 2011 die Leitung des Bistums Toowoomba abgegeben nach einem internen Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil er eine Zulassung verheirateter Priester und eine Weihe von Frauen vorgeschlagen hatte. Pat Power hatte 2012 seinen vorzeitigen Rücktritt eingereicht, um als einfacher Priester "desillusionierte" Katholiken zu ermutigen, als "Stimme der Reform" in der Kirche zu bleiben. Zuvor hatte er sich wiederholt für eine offene Debatte über den Pflichtzölibat für Priester ausgesprochen.

 

Quelle:
KNA