Theologe will keine alleinigen Beschlüsse des Vatikans mehr

Synodales Miteinander stärken

Der Theologe Thomas Söding hat den Vatikan dazu aufgerufen, Entscheidungen über Reformen in der Kirche künftig nicht mehr allein zu treffen. Mittelfristig müsse es das Ziel sein, dass keine einsamen Beschlüsse gefasst würden.

Autor/in:
Franziska Hein
Thomas Söding / © Max von Lachner (SW)
Thomas Söding / © Max von Lachner ( SW )

Vielmehr müsse das synodale Miteinander von Bischöfen und Kirchenvolk zu gemeinsamen Beratungen und Entscheidungen führen, forderte der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Papst Franziskus hatte am Donnerstag bekannt gegeben, zehn Studiengruppen zu Reformthemen einzurichten, die etwa über die Priesterausbildung, die Rolle der Bischöfe und grundsätzliche Fragen der Ämter in der Kirche, darunter auch das Diakonat für Frauen, beraten.

Papst Franziskus ist gut gelaunt / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus ist gut gelaunt / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Über diese Themen soll damit nicht mehr auf der im Oktober stattfindenden zweiten Tagung der Weltsynode abgestimmt werden. Für viele Beobachter betrifft dies zentrale Themen des synodalen Prozesses auf Ebene der Weltkirche, an dem auch eine Delegation aus Deutschland teilnimmt. Söding ist beratendes Mitglied der Weltsynode.

Versuch des Vatikans zur Themensortierung

Die Entscheidung des Papstes habe eine ambivalente Wirkung für die Synode, sagte der Bochumer Theologieprofessor. Die Weltsynode habe bei ihrer ersten Tagung im Herbst 2023 eine Fülle von Themen identifiziert, bei denen in der katholischen Kirche Handlungsbedarf bestehe: Frauenrechte, Inklusion, Partizipation und die gesamten Hintergrundfragen zum christlichen Menschenbild, zur Verfassungsfrage in der katholischen Kirche und zur Fähigkeit, die Lehre weiterzuentwickeln. "Dies alles seriös zu bearbeiten, wäre für vier Wochen Synode zu viel. Ich sehe den Versuch des Vatikans, die Themen zu sortieren", sagte er.

Andererseits sei es aus seiner Sicht konsequent, auch alle inhaltlichen Themen, für die jetzt Studiengruppen eingesetzt worden seien, auf synodale Weise zu behandeln. "Aber diese Konsequenz ist noch nicht da", sagte Söding.

Kreuz und Logo des ZdK / © Harald Oppitz (KNA)
Kreuz und Logo des ZdK / © Harald Oppitz ( KNA )

Das ZdK werde aufmerksam analysieren, welche inhaltlichen Perspektiven sich nun öffneten. Die Kriterien dafür seien klar: "Überwindung des Klerikalismus, mehr Frauenrechte und der Anschluss an die wissenschaftliche Diskussion über das Leben von Menschen", sagte Söding.

Dabei helfe weder eine ideologische Verunglimpfung einer vermeintlichen "Genderideologie" noch eine Verzögerungstaktik bei anstehenden Entscheidungen. Das ZdK habe Verständnis dafür, dass es nur Schritt für Schritt vorwärtsgehe. "Aber die Richtung muss stimmen, das Tempo ist zu langsam."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd