Theologe Söding wirbt für Mut bei Reformen

Dialog und Synodalität als Kern der Kirche

In Freiburg hält der Theologe Thomas Söding ein flammendes Plädoyer, katholische Reformen mutig anzugehen. Mangelnde Frauenrechte seien das drängendste Problem, sagt er. Hoffnungen setzt er auch in Papst Leo XIV.

Thomas Söding / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Söding / © Harald Oppitz ( KNA )

Für den Bochumer Theologen Thomas Söding gehören Dialog und Beteiligung zum Wesenskern des Christseins und damit zur Gestalt von Kirche. 

"Gemeinsam auf dem Weg zu sein und Probleme zu besprechen, das ist eine der ältesten Selbst- und Fremdbezeichnungen von Christen - nicht der Rückzug in eine Nische oder in eine Utopie", sagte Söding am Freitag in der Katholischen Akademie Freiburg.

Der Wissenschaftler zeigte sich überzeugt, dass der in Deutschland begonnene Reformprozess des synodalen Wegs genauso wie die von Papst Franziskus angestoßenen Gespräche über Synodalität die Kirche positiv verändern werde. Auch Papst Leo XIV. trete dafür ein. Es gehe dabei nicht um einen Bruch mit der Tradition, sondern um eine als Umkehr und Erneuerung verstandene Umkehr, sagte Söding.

Reaktion auf Missstände

Dringlichkeit erhielten die Reformanstrengungen durch die von vielen Katholiken und Katholikinnen erlebten Missstände und Krisen.

"Klerikalismus, Machtmissbrauch, fehlende Frauenrechte und Exklusion aufgrund der eigenen Sexualität - all diese Probleme rufen nach synodalen, gemeinschaftlichen Antworten", sagte Söding.

Der Theologe bezeichnete die fehlende Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche als besonders drängende Krise. "Und mangelnde Frauenrechte in der Kirche werden keineswegs nur in Deutschland, sondern weltweit beklagt, ob in Paraguay, Kanada oder auf den Philippinen."

Mehr Austausch in der Kirche

Söding zeigte sich davon überzeugt, dass es trotz Kritik einzelner Bischöfe in Deutschland künftig neue, dauerhafte Strukturen in der katholischen Kirche für Austausch und Dialog geben werde. "Wir brauchen zum Beispiel auch ein Forum, wo wir uns offen über unseren Glauben austauschen können. Das fehlt derzeit."

Klerikalismus

Klerikalismus bezeichnet das Bestreben, der Geistlichkeit einer Religion mehr Einfluss in einem Staat zu verschaffen, oder das Bestreben, der Geistlichkeit innerhalb einer Religion im Vergleich zu den Laien mehr Gewicht zu geben. In der Philosophie und Politikwissenschaft steht Klerikalismus auch für die Herrschaft des Klerus bzw. der Priester. Innerkirchliche klerikale und antiklerikale Strömungen gibt es heute in den meisten großen christlichen Kirchen mit zyklisch wechselndem Übergewicht.

Papst warnt neue Bischöfe vor Klerikalismus (VN)
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Quelle:
KNA