Theologe sieht Alternativen zur Politik der Militarisierung

Friedensreferent befürchtet Eskalationsspirale

Der Theologe Clemens Ronnefeldt kritisiert die Hinwendung zu militärischen Logiken. Es habe ihn erschreckt, mit welchem Maße Waffenlieferungen durchgewunken wurden. Das sagte er der Zeitschrift "Publik-Forum".

Bremer Friedenspreis 2021 für Clemens Ronnefeldt (schwelle)
Bremer Friedenspreis 2021 für Clemens Ronnefeldt / ( schwelle )

Die Kritik des Theologen trifft die katholische Bischofskonferenz ebenso, wie die Evangelische Kirche in Deutschland.

Die Militärskepsis, die in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg vorherrschte, verschwinde gerade in einer besorgniserregenden Geschwindigkeit, und das stehe dem Friedensgebot im Grundgesetz entgegen, sagte der Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbunds. Die Kirchen seien ihm nicht laut genug für den Frieden.

Dauerhaften Frieden gebe es nicht ohne Kompromisse, betonte Ronnefeldt. Es stehe ihm zwar nicht zu, den Menschen in der Ukraine zu sagen, wie sie sich zu verteidigen hätten. Aber hier in Deutschland sei es wichtig, darauf hinzuweisen, dass ziviler Widerstand sein Potenzial habe. In den ersten Tagen der Invasion hätten sich beispielsweise Menschen vor die Panzer gestellt und an das Gewissen der russischen Soldaten appelliert.

Eskalationsspirale stoppen

Nichts könne einen völkerrechtswidrigen Überfall auf ein anderes Land rechtfertigen, sagte der Theologe. Es gehe ihm aber darum, eine Eskalation in einen Weltkrieg zu stoppen. "Die Umsetzung der Forderung der ukrainischen Regierung nach vollständiger militärischer Rückeroberung von Krim und Donbas würde zu einem Blutbad führen und kann in den dritten Weltkrieg münden", warnte er. Das gelte es zu verhindern - auch durch klare Worte des Westens an Kiew.

Die gegenwärtige Politik der Militarisierung sei nicht alternativlos, sagte Ronnefeldt. Eine Friedenslogik denke inklusiv.

Sie frage etwa danach, was es für Russland heiße, wenn deutsche Panzer und Flugzeuge in Estland Manöver abhielten. Die Nato-Osterweiterung sei ein Fehler gewesen, sagte er.

Scholz stellt Ukraine weitere Waffenlieferungen in Aussicht

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Ukraine weitere Waffenlieferungen in Aussicht gestellt. Neben der humanitären und finanziellen Hilfe werde man auch "Waffen zur Verfügung stellen, die die Ukraine dringend braucht", sagte er am Mittwoch beim Nato-Gipfel in Madrid. "Die Botschaft ist: Das werden wir so lange fortsetzen und auch so intensiv fortsetzen wie es notwendig ist, damit die Ukraine sich verteidigen kann."

Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan endet / © Torsten Kraatz/Bundeswehr (dpa)
Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan endet / © Torsten Kraatz/Bundeswehr ( dpa )
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epd